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Jakobs Familie wächst

30 Als aber Rahel sah, dass sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wenn nicht, so sterbe ich!

Jakob aber wurde sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich denn an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht versagt?

Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha, gehe zu ihr ein, dass sie in meinen Schoß[a] gebäre und ich doch durch sie Nachkommen erhalte!

Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau, und Jakob ging zu ihr ein.

Bilha aber wurde schwanger und gebar dem Jakob einen Sohn.

Da sprach Rahel: Gott hat mir Recht verschafft und meine Stimme erhört und mir einen Sohn gegeben! Darum gab sie ihm den Namen Dan[b].

Und Bilha, die Magd Rahels, wurde nochmals schwanger und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn.

Da sprach Rahel: Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwester gekämpft und habe auch gewonnen! Darum gab sie ihm den Namen Naphtali[c].

Als nun Lea sah, dass sie aufgehört hatte zu gebären, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau.

10 Und Silpa, Leas Magd, gebar dem Jakob einen Sohn.

11 Da sprach Lea: Ich habe Glück! Und sie gab ihm den Namen Gad[d].

12 Danach gebar Silpa, Leas Magd, dem Jakob einen zweiten Sohn.

13 Da sprach Lea: Wohl mir! Die Töchter werden mich glücklich preisen! Und sie gab ihm den Namen Asser[e].

14 Ruben aber ging aus zur Zeit der Weizenernte und fand Alraunenfrüchte[f] auf dem Feld und brachte sie heim zu seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu Lea: Gib mir einen Teil der Alraunenfrüchte deines Sohnes!

15 Sie antwortete ihr: Ist das nicht genug, dass du mir meinen Mann genommen hast? Und willst du auch die Alraunenfrüchte meines Sohnes nehmen? Rahel sprach: Er soll dafür diese Nacht bei dir schlafen zum Entgelt für die Alraunenfrüchte deines Sohnes!

16 Als nun Jakob am Abend vom Feld kam, ging ihm Lea entgegen und sprach: Du sollst zu mir kommen, denn ich habe dich erkauft um die Alraunenfrüchte meines Sohnes! Und er schlief in jener Nacht bei ihr.

17 Und Gott erhörte Lea, und sie wurde schwanger und gebar dem Jakob den fünften Sohn.

18 Da sprach Lea: Gott hat es mir gelohnt, dass ich meinem Mann meine Magd gegeben habe! Und sie gab ihm den Namen Issaschar[g].

19 Und Lea wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob den sechsten Sohn.

20 Und Lea sprach: Gott hat mich mit einer guten Gabe beschenkt! Nun wird mein Mann wieder bei mir wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren! Und sie gab ihm den Namen Sebulon[h].

21 Danach gebar sie eine Tochter, der sie den Namen Dina[i] gab.

22 Aber Gott gedachte an Rahel, und Gott erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß.

23 Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach von mir genommen!

24 Und sie gab ihm den Namen Joseph[j] und sprach: Der Herr wolle mir noch einen Sohn dazugeben!

Jakobs Reichtum nimmt zu

25 Und es geschah, als Rahel den Joseph geboren hatte, da sprach Jakob zu Laban: Entlasse mich, dass ich an meinen Ort und in mein Land ziehe!

26 Gib mir meine Frauen und Kinder, um die ich dir gedient habe, dass ich gehen kann! Denn du weißt, welche Dienste ich dir geleistet habe.

27 Laban antwortete: Ach, dass ich doch in deinen Augen Gnade fände! Ich habe ja erfahren, dass der Herr mich um deinetwillen gesegnet hat.

28 Und er sprach: Bestimme mir deinen Lohn, so will ich ihn dir geben!

29 Jakob sprach: Du weißt, wie ich dir gedient habe, und was aus deinem Vieh unter meiner Pflege geworden ist.

30 Denn es war wenig, was du vor meiner Ankunft hattest; nun aber hat es sich gewaltig vermehrt, und der Herr hat dich gesegnet, seit ich hergekommen bin; und nun, wann soll ich auch für mein Haus sorgen?

31 Er sprach: Was soll ich dir denn geben? Jakob sprach: Du brauchst mir gar nichts zu geben! Wenn du mir nur das tun willst, so will ich deine Herden wieder weiden und hüten:

32 Ich will heute durch alle deine Herden gehen, und du sollst daraus alle gesprenkelten und gefleckten Schafe absondern, auch alle schwarzen unter den Schafen und alle gefleckten und gesprenkelten Ziegen; und das soll mein Lohn sein.

33 So wird dann meine Gerechtigkeit für mich sprechen am künftigen Tag vor deinen Augen, wenn du wegen meines Lohnes kommst; alles, was bei mir weder gesprenkelt noch gefleckt ist unter den Ziegen und was nicht schwarz ist unter den Schafen, das soll als gestohlen gelten!

34 Da sprach Laban: Gut; es sei so, wie du gesagt hast!

35 Und er sonderte noch am gleichen Tag die gestreiften und gefleckten Böcke aus und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen, alles, woran etwas Weißes war, und alles, was schwarz war unter den Schafen, und er gab sie unter die Hand seiner Söhne.

36 Und er machte einen Abstand von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob; Jakob aber weidete die übrige Herde Labans.

37 Da nahm Jakob frische Ruten von Pappeln, Mandel- und Platanenbäumen und schälte weiße Streifen daran, indem er das Weiße an den Ruten bloßlegte.

38 Und er legte die Ruten, die er abgeschält hatte, in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wohin die Herde zum Trinken kam, gerade vor die Tiere hin. Sie waren aber brünstig, als sie zur Tränke kamen.

39 So empfingen die Herden angesichts der Ruten, und sie warfen Gestreifte, Gesprenkelte und Gefleckte.

40 Die Lämmer aber sonderte Jakob ab und richtete die Tiere gegen die Gefleckten und Schwarzen in der Herde Labans aus; und er machte sich besondere Herden und tat sie nicht zu Labans Tieren.

41 Und es geschah, jedes Mal, wenn die Zeit kam, wo die kräftigen Tiere brünstig wurden, legte Jakob die Ruten in die Tränkrinnen vor die Augen der Tiere, damit sie über den Ruten empfingen;

42 wenn aber die Schwachen brünstig wurden, legte er sie nicht hinein. So erhielt Laban die Schwachen und Jakob die Starken.

43 Und der Mann wurde außerordentlich reich und bekam viele Herden, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.

Footnotes

  1. (30,3) w. auf meine Knie. Es gehörte zu den Rechtsbräuchen der semitischen Völker, dass Söhne von Mägden als Söhne ihrer Herrin anerkannt wurden.
  2. (30,6) bed. »Richter« = der, der Recht verschafft.
  3. (30,8) bed. »Mein Kampf«.
  4. (30,11) bed. »Glück«.
  5. (30,13) bed. »Glückseligkeit«.
  6. (30,14) Der Frucht der Alraune (hebr. Dudaim) wurde fruchtbarkeitsfördernde Wirkung zugeschrieben.
  7. (30,18) bed. »Er gibt Lohn«.
  8. (30,20) bed. »Wohnung«.
  9. (30,21) bed. »Gericht / Richterin«.
  10. (30,24) bed. »Er füge hinzu«.

30 Weil Rahel kinderlos blieb, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester. Sie bestürmte Jakob mit Vorwürfen: »Verschaff mir endlich Kinder, sonst will ich nicht länger leben!« Jakob wurde wütend auf sie und rief: »Bin ich denn Gott? Er hat dir Kinder versagt und dich unfruchtbar gemacht, nicht ich!« »Dann gebe ich dir eben meine Magd Bilha«, entgegnete Rahel. »Geh und schlaf mit ihr! Wenn sie dann ein Kind bekommt, soll sie es mir überlassen.[a] So kann ich durch sie doch noch Nachwuchs bekommen.«

Jakob war einverstanden, und Rahel gab ihm Bilha zur Nebenfrau. Er schlief mit ihr, sie wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Da sagte Rahel: »Gott hat mir zu meinem Recht verholfen! Er hat auf meine Bitte gehört und mir einen Sohn geschenkt!« Darum nannte sie ihn Dan (»Er hat zum Recht verholfen«).

Bilha wurde erneut schwanger und schenkte Jakob einen weiteren Sohn. »Ich habe mit meiner Schwester einen Kampf um Gottes Gunst ausgefochten[b] – und ich habe gewonnen!«, sagte Rahel und gab ihm den Namen Naftali (»mein Erkämpfter«).

Als Lea merkte, dass sie keine Kinder mehr bekam, gab sie Jakob ihre Magd Silpa zur Nebenfrau. 10 Silpa wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. 11 »Mein Glück kehrt zurück!«, freute sich Lea und nannte ihn Gad (»Glück«).

12 Als Silpa Jakob einen zweiten Sohn gebar, 13 sagte Lea: »Ich Glückliche! Alle Frauen werden mich beglückwünschen!« Darum nannte sie ihn Asser (»glücklich«).

14 Zur Zeit der Weizenernte fand Ruben auf einem Feld Alraunfrüchte, auch Liebesäpfel[c] genannt; er nahm sie mit nach Hause und gab sie seiner Mutter Lea. Rahel sah das und bat Lea: »Gib mir doch bitte ein paar davon ab!« 15 Aber Lea fuhr sie an: »Reicht es dir nicht, dass du mir meinen Mann weggenommen hast? Musst du mir auch noch die Liebesäpfel wegnehmen, die mein Sohn gefunden hat?« »Ich mache dir einen Vorschlag«, entgegnete Rahel, »du gibst mir die Liebesäpfel, und dafür schläft Jakob diese Nacht bei dir.«

16 Am Abend, als Jakob vom Feld nach Hause kam, ging Lea ihm entgegen. »Du schläfst heute Nacht bei mir«, sagte sie, »ich habe mir dieses Vorrecht von Rahel erkauft. Sie hat dafür die Liebesäpfel bekommen, die Ruben gefunden hat.«

Jakob verbrachte die Nacht mit ihr, 17 und Gott erhörte Leas Gebete; sie wurde schwanger und bekam ihren fünften Sohn. 18 Da sagte sie: »Gott hat mich dafür belohnt, dass ich meinem Mann die Magd gegeben habe!« Darum nannte sie ihn Issachar (»Belohnung«).

19 Als Lea erneut schwanger wurde und ihren sechsten Sohn bekam, 20 rief sie: »Gott hat mich reich beschenkt! Jetzt wird mich mein Mann anerkennen, weil ich ihm sechs Söhne geboren habe!« Sie gab ihm den Namen Sebulon (»Anerkennung«).

21 Danach brachte sie eine Tochter zur Welt, die nannte sie Dina.

22 Gott dachte nun auch an Rahel und erhörte ihre Gebete. 23 Sie wurde schwanger und bekam einen Sohn. »Endlich hat Gott die Schande von mir genommen! 24 Hoffentlich gibt der Herr mir noch einen Sohn dazu!«, sagte sie und nannte ihn Josef (»hinzufügen«)[d].

Jakobs Handel mit Laban

25 Nach der Geburt Josefs ging Jakob zu seinem Onkel Laban. »Erlaube mir, in meine Heimat zurückzukehren!«, bat er. 26 »Überlass mir meine Frauen und meine Kinder; um sie zu bekommen, habe ich hart für dich gearbeitet. Du weißt ja selbst, was ich geleistet habe – jetzt lass mich bitte gehen!«

27 Aber Laban erwiderte: »Tu mir doch den Gefallen und bleib hier! Ich bin in den letzten Jahren sehr reich geworden, und ich weiß, dass der Herr mir nur deshalb so viel Besitz geschenkt hat, weil du bei mir bist. 28 Du darfst deinen Lohn selbst bestimmen – ich gebe dir alles, was du verlangst!«

29 Aber Jakob entgegnete: »Du weißt genau, wie viel ich für dich getan habe und wie deine Herden in dieser Zeit gewachsen sind. 30 Als ich kam, hattest du nur eine kleine Herde, aber inzwischen haben sich deine Viehbestände immer weiter vergrößert. Der Herr wollte, dass mir alles gelang, was ich für dich unternahm; er hat dich reich gemacht. Aber was habe ich davon? Ich muss jetzt endlich einmal für meine eigene Familie sorgen!«

31 »Nenn mir deinen Lohn!«, wiederholte Laban. »Ich will keinen Lohn«, sagte Jakob und schlug vor: »Ich werde mich sogar wieder um dein Vieh kümmern, wenn du mir diese eine Bedingung erfüllst: 32 Ich gehe heute durch deine Herden und sondere für mich alle schwarz gefleckten, gesprenkelten und ganz schwarzen Schafe aus. Außerdem nehme ich mir alle weiß gefleckten und gesprenkelten Ziegen. 33 Falls unter den Tieren, die in Zukunft geworfen werden, noch welche mit so einem Fell sein sollten, gehören sie ebenfalls mir. An der Farbe meiner Tiere kannst du dann jederzeit prüfen, ob ich dir gegenüber ehrlich bin oder ob ich dich betrüge.« 34 »Abgemacht«, sagte Laban, »ich bin mit deinem Vorschlag einverstanden.«

35 Am selben Tag noch sonderte Laban alle Ziegen aus, an denen etwas Weißes war, und alle Schafe, an denen etwas Schwarzes war, und schickte seine Söhne mit ihnen fort. 36 Sie sollten so weit wegziehen, dass sie von Jakob drei Tagereisen entfernt waren. Dann gab er seine Herde Jakob zur Aufsicht.

37 Jakob holte sich frische Zweige von Pappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte einige Streifen von ihrer Rinde ab. 38 Die weiß gestreiften Stäbe stellte er in die Tränkrinnen, so dass die Tiere sie vor sich sahen, wenn sie zum Trinken kamen. Dies war nämlich der Ort, an dem sie sich paarten; 39 dabei hatten sie die Stäbe vor Augen.[e] In der folgenden Zeit wurden gestreifte, gefleckte und gesprenkelte Junge geworfen. 40 Jakob sonderte sie aus und ließ sie im Blickfeld der übrigen Herde weiden. Wenn nun die Tiere der Herde brünstig wurden und sich paarten, hatten sie Jakobs Herde vor Augen. Deshalb warfen auch sie gestreifte, gefleckte und gesprenkelte Jungtiere. Daraus bildete er seine eigene Herde. 41 Die gestreiften Stäbe legte er aber nur dann in die Tränkrinnen, wenn die kräftigen Tiere sich paarten. 42 Bei den schwachen ließ er es sein. Dadurch bekam Laban die schwachen und Jakob die kräftigen Jungtiere.

43 So wurde Jakobs Viehherde immer größer, außerdem besaß er Kamele und Esel sowie Sklaven und Sklavinnen.

Footnotes

  1. 30,3 Wörtlich: auf meinen Knien gebären. – Bildhafter Ausdruck für die Adoption eines Kindes.
  2. 30,8 Wörtlich: Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwester ausgefochten. – Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.
  3. 30,14 Die Früchte wurden auch »Liebesäpfel« genannt, weil sie als Mittel zur Förderung der Fruchtbarkeit angesehen wurden.
  4. 30,24 Der Name Josef beinhaltet ein Wortspiel mit den Verben »wegnehmen« (Vers 23) bzw. »hinzufügen« (Vers 24), die im Hebräischen sehr ähnlich klingen.
  5. 30,39 Hier lag die Ansicht zugrunde, dass sichtbare Eindrücke im Augenblick der Empfängnis bei Tieren großen Einfluss auf das Aussehen der Jungen hätten.