Add parallel Print Page Options

Die Gerechtigkeit wird durch Glauben erlangt und nicht durchs Gesetz

O ihr unverständigen Galater, wer hat euch verzaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht, euch, denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden ist?

Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch Werke des Gesetzes empfangen oder durch die Verkündigung vom Glauben?

Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen und wollt es nun im Fleisch vollenden?

So viel habt ihr umsonst erlitten? Wenn es wirklich umsonst ist!

Der euch nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken lässt[a], [tut er es] durch Werke des Gesetzes oder durch die Verkündigung vom Glauben?

Gleichwie Abraham Gott geglaubt hat und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde,

so erkennt auch: Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Kinder.

Da es nun die Schrift voraussah, dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen würde, hat sie dem Abraham im Voraus das Evangelium verkündigt: »In dir sollen alle Völker gesegnet werden«.[b]

So werden nun die, welche aus Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.

10 Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind,[c] die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun«.[d]

11 Dass aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«.[e]

12 Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben«.[f]

13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«[g]),

14 damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war.

Das Heil ist aufgrund der Verheißung gegeben, nicht aufgrund des Gesetzes

15 Brüder, ich rede nach Menschenweise: Sogar das Testament eines Menschen hebt niemand auf oder verordnet etwas dazu, wenn es bestätigt ist.

16 Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen[h] zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen«, als von vielen, sondern als von einem: »und deinem Samen«, und dieser ist Christus.

17 Das aber sage ich: Ein von Gott auf Christus hin zuvor bestätigtes Testament wird durch das 430 Jahre danach entstandene Gesetz nicht ungültig gemacht, sodass die Verheißung aufgehoben würde.

18 Denn wenn das Erbe durchs Gesetz käme, so käme es nicht mehr durch Verheißung; dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt.

19 Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis der Same käme, dem die Verheißung gilt, und es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers.

20 Ein Mittler aber ist nicht [Mittler] von einem;[i] Gott aber ist einer.

21 Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! Denn wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, so käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz.

22 Aber die Schrift hat alles unter die Sünde zusammengeschlossen, damit die Verheißung aufgrund des Glaubens an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben.

Die Knechtschaft des Gesetzes und die Sohnschaft in Christus

23 Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte.

24 So ist also das Gesetz unser Lehrmeister[j] geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.

25 Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister;

26 denn ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus;[k]

27 denn ihr alle, die ihr in Christus hinein[l] getauft seid, ihr habt Christus angezogen.

28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.

29 Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.

Footnotes

  1. (3,5) od. Machttaten unter euch wirkt.
  2. (3,8) 1Mo 12,3.
  3. (3,10) d.h. die ihre Gerechtigkeit durch Einhalten des Gesetzes erreichen wollen.
  4. (3,10) 5Mo 27,26.
  5. (3,11) Hab 2,4.
  6. (3,12) 3Mo 18,5.
  7. (3,13) 5Mo 21,23.
  8. (3,16) d.h. seinem Nachkommen (vgl. 1Mo 22,18; Röm 4,9-25).
  9. (3,20) od. Den Mittler eines Einzigen gibt es aber nicht; d.h. ein Mittler ist immer zwischen zwei Parteien tätig.
  10. (3,24) od. Erzieher / Zuchtmeister (gr. paidagogos).
  11. (3,26) Andere Übersetzung: Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus.
  12. (3,27) Andere Übersetzung: auf Christus (vgl. Röm 6,3-5).

Der Glaube befreit, das Gesetz versklavt (Kapitel 3–4)

Gesetz oder Glaube?

Warum wollt ihr Christen in Galatien das denn nicht endlich begreifen! Wer konnte euch bloß so verblenden? Habe ich euch das Sterben von Jesus Christus am Kreuz nicht deutlich vor Augen gestellt? Beantwortet mir nur diese eine Frage: Wodurch habt ihr den Geist Gottes empfangen? Indem ihr die Forderungen des Gesetzes erfüllt habt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens gehört und angenommen habt?

Wie könnt ihr nur so blind sein! Wollt ihr jetzt etwa aus eigener Kraft zu Ende führen, was Gottes Geist in euch begonnen hat? Ihr habt doch so Großes mit Gott erfahren. Soll das wirklich alles vergeblich gewesen sein? Das kann ich einfach nicht glauben! Ich frage euch darum noch einmal: Warum schenkt Gott euch seinen Geist und lässt Wunder bei euch geschehen? Weil ihr das Gesetz erfüllt oder weil ihr von Christus gehört habt und an ihn glaubt?

Erinnert euch einmal daran, was von Abraham gesagt wird: »Abraham glaubte Gott, und so fand er bei ihm Anerkennung.«[a] Das bedeutet doch: Die wirklichen Nachkommen von Abraham sind alle, die glauben. Die Heilige Schrift selbst hat schon längst darauf hingewiesen, dass Gott auch die anderen Völker durch den Glauben retten wird. Gott verkündete schon Abraham die gute Botschaft: »Durch dich sollen alle Völker gesegnet werden.«[b] Mit Abraham, der unerschütterlich Gott vertraute, werden also alle gesegnet, die ebenso glauben wie er.

10 Wer dagegen darauf vertraut, von Gott angenommen zu werden, weil er das Gesetz erfüllt, der steht unter einem Fluch. Die Heilige Schrift sagt: »Verflucht ist, wer sich nicht an dieses ganze Gesetz hält und danach lebt!«[c] 11 Dass aber niemand durch das Gesetz Anerkennung bei Gott finden kann, ist ebenfalls klar. Denn in der Schrift heißt es an einer anderen Stelle: »Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.«[d] 12 Das Gesetz aber fragt nicht nach dem Glauben. Hier gilt: »Nur wer seine Forderungen erfüllt, wird leben.«[e]

13 Von diesem Fluch des Gesetzes hat uns Christus erlöst. Als er am Kreuz starb, hat er diesen Fluch auf sich genommen. In der Heiligen Schrift lesen wir ja: »Wer so aufgehängt wird, ist von Gott verflucht.«[f] 14 Der Segen, den Gott Abraham zugesagt hatte, sollte durch Jesus Christus allen Völkern geschenkt werden. Und durch den Glauben an Christus empfangen wir alle den Geist Gottes, wie Gott es versprochen hat.

Das Gesetz und die Zusagen Gottes

15 Liebe Brüder und Schwestern! Ich möchte einmal ein ganz alltägliches Beispiel gebrauchen. Ist ein Testament einmal ausgefertigt und rechtsgültig, dann kann niemand etwas hinzufügen oder gar das Testament selbst für ungültig erklären. 16 So ist es auch mit Gottes Zusagen an Abraham. Betrachten wir sie genauer, dann stellen wir fest: Gott gab sein Versprechen Abraham und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: »Abraham und seinen Nachkommen«, als ob viele gemeint wären. Gott sagt ausdrücklich: »deinem Nachkommen«, also einem Einzigen.[g] Dieser Eine ist Christus.

17 Ich will damit Folgendes sagen: Gottes Versprechen an Abraham ist rechtsgültig wie ein Testament[h], und das Gesetz von Mose, das erst 430 Jahre später gegeben wurde, ändert daran nichts. Gottes Versprechen wird deshalb nicht ungültig. 18 Würde Gott jetzt aber den Empfang des Erbes von der Erfüllung des Gesetzes abhängig machen, so wäre sein früheres Versprechen aufgehoben. Aber Gott hat Abraham das Erbe ausdrücklich ohne jede Bedingung zugesagt.

Welche Aufgabe hat das Gesetz?

19 Was aber soll dann überhaupt das Gesetz? Gott hat es zusätzlich gegeben, damit wir das Ausmaß unserer Sünden erkennen. Dieses Gesetz – von den Engeln durch den Vermittler Mose zu uns gebracht – sollte auch nur so lange gelten, bis der Nachkomme von Abraham da wäre, an dem Gott sein Versprechen erfüllen wollte. 20 Bei dieser Zusage war kein Vermittler notwendig, sondern Gott, der Eine, hat selbst zu Abraham gesprochen.

21 Soll man nun daraus schließen, dass Gottes Zusagen und das Gesetz einander widersprechen? Auf keinen Fall! Das Gesetz, das Gott uns gegeben hat, kann uns ja schließlich kein neues Leben schenken. Nur dann käme unsere Anerkennung vor Gott tatsächlich durch die Erfüllung des Gesetzes. 22 Aber in der Heiligen Schrift heißt es eindeutig, dass wir alle Gefangene der Sünde sind. Gott wollte uns das, was er versprochen hatte, durch den Glauben an Jesus Christus schenken. Nur wer an ihn glaubt, sollte erleben, wie sich Gottes Zusage erfüllt.

23 Bevor aber der Glaube kam, waren wir Gefangene der Sünde, vom Gesetz scharf bewacht. Das dauerte so lange, bis die Zeit da war, in der der Glaube an Christus uns befreien sollte. 24-25 Bis dahin hatte das Gesetz für uns die Aufgabe eines strengen Erziehers. Seit Christus aber finden wir durch den Glauben Gottes Anerkennung und sind dem Gesetz, diesem strengen Erzieher, nicht mehr unterstellt.

Befreit durch den Glauben an Christus

26 Nun seid ihr alle zu Kindern Gottes geworden, weil ihr durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden seid. 27 Ihr gehört zu Christus,[i] denn ihr seid auf seinen Namen getauft. 28 Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Jesus Christus seid ihr alle eins. 29 Gehört ihr aber zu Christus, dann seid auch ihr Nachkommen von Abraham. Als seine Erben bekommt ihr alles, was Gott ihm zugesagt hat.

Footnotes

  1. 3,6 1. Mose 15,6
  2. 3,8 1. Mose 12,3; 18,18
  3. 3,10 5. Mose 27,26
  4. 3,11 Wörtlich: Der Gerechte wird durch den Glauben leben. – Habakuk 2,4
  5. 3,12 3. Mose 18,5
  6. 3,13 Wörtlich: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt. – Vgl. 5. Mose 21,22‒23.
  7. 3,16 Vgl. 1. Mose 12,7; 13,15; 17,7; 24,7. An diesen Stellen steht für »deine Nachkommen« im Hebräischen wörtlich »dein Same« (= Einzahl).
  8. 3,17 Oder: Bund. – Im Griechischen werden »Bund« und »Testament« mit demselben Wort bezeichnet.
  9. 3,27 Wörtlich: Ihr habt Christus angezogen.

Paulus in Korinth

18 Danach aber verließ Paulus Athen und kam nach Korinth.

Und dort fand er einen Juden namens Aquila, aus Pontus gebürtig, der vor Kurzem mit seiner Frau Priscilla aus Italien gekommen war, weil Claudius befohlen hatte, dass alle Juden Rom verlassen sollten;[a] zu diesen ging er,

und weil er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete; sie waren nämlich von Beruf Zeltmacher.

Er hatte aber jeden Sabbat Unterredungen in der Synagoge und überzeugte Juden und Griechen.

Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien ankamen, wurde Paulus durch den Geist gedrängt, den Juden zu bezeugen, dass Jesus der Christus ist.

Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut sei auf eurem Haupt! Ich bin rein davon; von nun an gehe ich zu den Heiden!

Und er ging von dort weg und begab sich in das Haus eines gottesfürchtigen Mannes mit Namen Justus, dessen Haus an die Synagoge stieß.

Krispus aber, der Synagogenvorsteher, wurde an den Herrn gläubig samt seinem ganzen Haus; auch viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.

Und der Herr sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!

10 Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt!

11 Und er blieb ein Jahr und sechs Monate dort und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.

12 Als aber Gallion Statthalter von Achaja war,[b] traten die Juden einmütig gegen Paulus auf und führten ihn vor den Richterstuhl

13 und sprachen: Dieser überredet die Leute zu einem gesetzwidrigen Gottesdienst!

14 Als aber Paulus den Mund öffnen wollte, sprach Gallion zu den Juden: Wenn es sich nun um ein Verbrechen oder um eine böse Schändlichkeit handeln würde, ihr Juden, so hätte ich euch vernünftigerweise zugelassen;

15 wenn es aber eine Streitfrage über eine Lehre und über Namen und über euer Gesetz ist, so seht ihr selbst danach, denn darüber will ich nicht Richter sein!

16 Und er wies sie vom Richterstuhl hinweg.

17 Da ergriffen alle Griechen Sosthenes, den Synagogenvorsteher, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl; und Gallion kümmerte sich nicht weiter darum.

Die Rückreise nach Antiochia

18 Nachdem aber Paulus noch viele Tage dort verblieben war, nahm er von den Brüdern Abschied und segelte nach Syrien, und mit ihm Priscilla und Aquila, nachdem er sich in Kenchreä das Haupt hatte scheren lassen; denn er hatte ein Gelübde.

19 Und er gelangte nach Ephesus und ließ jene dort zurück; er selbst aber ging in die Synagoge und hatte Gespräche mit den Juden.

20 Als sie ihn aber baten, längere Zeit bei ihnen zu bleiben, willigte er nicht ein,

21 sondern nahm Abschied von ihnen, indem er sprach: Ich muss unter allen Umständen das bevorstehende Fest in Jerusalem feiern; ich werde aber wieder zu euch zurückkehren, so Gott will! Und er segelte von Ephesus ab;

22 und als er in Cäsarea gelandet war, zog er hinauf[c] und grüßte die Gemeinde und ging dann hinab nach Antiochia.

Die dritte Missionsreise. Apollos in Ephesus

23 Und nachdem er einige Zeit dort zugebracht hatte, zog er weiter und durchreiste nacheinander das Gebiet von Galatien und Phrygien und stärkte alle Jünger.

24 Aber ein Jude mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, kam nach Ephesus, ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften.

25 Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und feurig im Geist; er redete und lehrte genau über das, was den Herrn betrifft, kannte aber nur die Taufe des Johannes.

26 Und er fing an, öffentlich in der Synagoge aufzutreten. Als nun Aquila und Priscilla ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus.

27 Als er aber nach Achaja hinübergehen wollte, ermunterten ihn die Brüder und schrieben an die Jünger, dass sie ihn aufnehmen sollten. Und als er dort ankam, war er eine große Hilfe für die, welche durch die Gnade gläubig geworden waren.

28 Denn er widerlegte die Juden öffentlich mit großer Kraft, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.

Footnotes

  1. (18,2) Dieses Dekret wurde im Jahr 49 n. Chr. erlassen.
  2. (18,12) Gallion, ein Bruder Senecas, war 51 n. Chr. römischer Prokonsul (Statthalter) in Achaja geworden.
  3. (18,22) d.h. nach Jerusalem zu dem Fest.

Ein vielversprechender Anfang in Korinth

18 Bald darauf verließ Paulus Athen und reiste nach Korinth. Dort lernte er einen Christen jüdischer Herkunft namens Aquila kennen, der aus der Provinz Pontus stammte. Er war vor kurzem mit seiner Frau Priszilla aus Italien nach Korinth übergesiedelt, weil Kaiser Klaudius alle Juden aus Rom ausgewiesen hatte. Paulus besuchte die beiden, und weil sie wie er von Beruf Zeltmacher waren, arbeiteten sie schließlich zusammen, und Paulus wohnte bei ihnen.

Paulus lehrte an jedem Sabbat in der Synagoge, und was er sagte, überzeugte Juden wie Griechen. Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eintrafen, setzte Paulus seine ganze Zeit dafür ein, um Gottes Botschaft zu verkünden und den Juden zu bezeugen, dass Jesus der von Gott versprochene Retter ist.

Doch die Juden widersprachen ihm und spotteten über seine Lehre[a]. Da schüttelte Paulus den Staub von seinen Kleidern als Zeichen dafür, dass er sie Gottes Urteil überließ. »Ich bin nicht schuld an eurem Tod und Verderben«,[b] sagte er. »Von jetzt an werde ich den nichtjüdischen Völkern Gottes Botschaft verkünden.«

Mit diesen Worten verließ er die Synagoge und lehrte von da an im Haus von Titius Justus. Dieser Mann glaubte an den Gott Israels, obwohl er kein Jude war. Sein Haus stand direkt neben der Synagoge. Schließlich fand sogar Krispus, der Vorsteher der Synagoge, zum Glauben an den Herrn, zusammen mit allen, die in seinem Haus lebten. Und noch viele Korinther, die Gottes Botschaft gehört hatten,[c] begannen zu glauben und ließen sich taufen.

Eines Nachts sprach der Herr in einer Vision zu Paulus: »Hab keine Angst! Predige weiter und schweige nicht! 10 Ich bin bei dir, und niemand kann dir etwas anhaben. Denn viele Menschen in dieser Stadt werden an mich glauben.[d]« 11 So blieb Paulus insgesamt anderthalb Jahre in Korinth. Er unterwies dort die Menschen und erklärte ihnen Gottes Botschaft.

12 Als aber Gallio Statthalter von Achaja wurde, schlossen sich die Juden zusammen und verklagten Paulus. Sie brachten ihn vor Gericht 13 und beschuldigten ihn: »Dieser Mann verführt die Leute, Gott in einer Weise zu dienen, die im Widerspruch zum Gesetz steht.«

14 Noch ehe Paulus etwas erwidern konnte, wandte sich Gallio an die Juden: »Wenn es sich um ein Verbrechen oder sonst ein schweres Vergehen handeln würde, müsste ich euch Juden anhören. 15 Weil ihr aber über Lehrfragen, irgendwelche Personen und eure religiösen Gesetze streitet, müsst ihr euch schon selbst einigen. Ich jedenfalls werde darüber nicht entscheiden.« 16 Damit wies er die Ankläger ab und ließ den Gerichtsplatz räumen. 17 Jetzt fielen die Zuhörer über den neuen Synagogenvorsteher Sosthenes her und verprügelten ihn noch auf dem Gerichtsplatz. Doch Gallio kümmerte sich überhaupt nicht darum.

Rückkehr nach Antiochia und Aufbruch zur dritten Missionsreise

18 Paulus blieb noch einige Zeit in Korinth. Dann verabschiedete er sich von den Christen, und zusammen mit Priszilla und Aquila fuhr er mit dem Schiff in Richtung Syrien. Bevor sie in Kenchreä, dem Hafen von Korinth, an Bord gingen, ließ Paulus sich die Haare abschneiden, um damit ein Gelübde einzulösen. 19 Nach ihrer Ankunft in Ephesus blieben Priszilla und Aquila auf die Bitte von Paulus hin in der Stadt, während er selbst in die Synagoge ging. Dort sprach er mit den Juden. 20 Und obwohl sie ihn baten, länger bei ihnen zu bleiben, 21 verabschiedete er sich mit den Worten: »Wenn Gott es will, werde ich später wiederkommen.« Dann verließ er Ephesus auf einem Schiff. 22 In Cäsarea ging er von Bord und reiste auf dem Landweg nach Jerusalem. Dort besuchte er die Gemeinde, um schließlich nach Antiochia weiterzuziehen.

23 Aber auch hier blieb er nicht lange. Er zog zuerst durch die Provinz Galatien[e], danach durch Phrygien. Überall besuchte er die Gemeinden und stärkte sie in ihrem Glauben.

Apollos in Ephesus und Korinth

24 In der Zwischenzeit war Apollos, ein Jude aus Alexandria, nach Ephesus gekommen. Er kannte sich in der Heiligen Schrift bestens aus und war ein gebildeter und gewandter Redner. 25 Über die christliche Botschaft wusste er Bescheid, und er sprach voller Begeisterung von Jesus. Zuverlässig lehrte er, was Jesus gesagt und getan hatte. Dennoch kannte er lediglich die Taufe von Johannes. 26 Dieser Apollos begann unerschrocken in der Synagoge von Jesus zu sprechen. Unter seinen Zuhörern waren auch Priszilla und Aquila. Sie nahmen ihn als Gast in ihrem Haus auf, um ihm dort Gottes Weg zur Rettung genauer zu erklären. 27 Als Apollos plante, in die Provinz Achaja zu reisen, ermutigten ihn die Christen von Ephesus dazu und gaben ihm ein Empfehlungsschreiben an die Gemeinde in Korinth mit. Darin baten sie die dortigen Christen, ihn freundlich aufzunehmen. In Achaja war Apollos mit seiner besonderen Begabung den Christen eine große Hilfe. 28 Denn in öffentlich geführten Streitgesprächen widerlegte er mit Nachdruck die Einwände der Juden und wies anhand der Heiligen Schrift nach, dass Jesus der versprochene Retter ist.

Footnotes

  1. 18,6 Oder: und verlästerten Jesus.
  2. 18,6 Wörtlich: Euer Blut komme auf euer Haupt.
  3. 18,8 Oder: die davon gehört hatten.
  4. 18,10 Wörtlich: Denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
  5. 18,23 Oder: durch die Landschaft Galatien. – In diesem Fall wäre die weiter nördlich gelegene Landschaft Galatien in der Mitte Kleinasiens gemeint. Vgl. »Galatien« im Biblischen Personen- und Ortsverzeichnis.

Psalm 37

Von David.[a]

Erzürne dich nicht über die Bösen,
und ereifere dich nicht über die Übeltäter!

Denn sie werden schnell verdorren wie das Gras
und verwelken wie das grüne Kraut.

Vertraue auf den Herrn und tue Gutes,
wohne im Land und übe Treue;

und habe deine Lust[b] am Herrn,
so wird er dir geben, was dein Herz begehrt!

Befiehl dem Herrn deinen Weg,
und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen.

Ja, er wird deine Gerechtigkeit aufgehen lassen wie das Licht
und dein Recht wie den hellen Mittag.

Halte still dem Herrn und warte auf ihn!
Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt,
Über den Mann, der Arglist übt.

Steh ab vom Zorn und lass den Grimm;
erzürne dich nicht! Es entsteht nur Böses daraus.

Denn die Übeltäter werden ausgerottet;
die aber auf den Herrn harren, werden das Land erben.

10 Nur noch eine kurze Zeit, so wird der Gottlose nicht mehr sein,
und wenn du dich nach seiner Wohnung erkundigst, ist er nicht mehr da.

11 Aber die Sanftmütigen[c] werden das Land erben
und sich großen Friedens erfreuen.

12 Der Gottlose heckt Pläne aus gegen den Gerechten
und knirscht gegen ihn mit den Zähnen;

13 aber der Herr lacht über ihn;
denn er sieht[d], dass sein Tag kommt.

14 Die Gottlosen haben das Schwert gezückt und ihren Bogen gespannt,
um den Elenden und Armen zu fällen
und die umzubringen, die aufrichtig[e] wandeln.

15 Ihr Schwert wird in ihr eigenes Herz dringen,
und ihre Bogen werden zerbrechen!

16 Das Wenige, das ein Gerechter hat,
ist besser als der Überfluss vieler Gottloser.

17 Denn die Arme der Gottlosen werden zerbrochen,
aber die Gerechten stützt der Herr.

18 Der Herr kennt die Tage der Rechtschaffenen,
und ihr Erbe wird ewiglich bestehen.

19 Sie sollen nicht zuschanden werden zur bösen Zeit,
sondern genug haben auch in den Tagen der Hungersnot.

20 Aber die Gottlosen werden umkommen,
und die Feinde des Herrn sind wie die Pracht der Auen;
sie vergehen, im Rauch vergehen sie.

21 Der Gottlose borgt und zahlt nicht zurück;
der Gerechte aber ist barmherzig und gibt.

22 Denn die von Ihm Gesegneten werden das Land erben,
aber die von Ihm Verfluchten sollen ausgerottet werden.

23 Vom Herrn werden die Schritte des Mannes bestätigt,
wenn Ihm sein Weg gefällt.

24 Fällt er, so wird er nicht hingestreckt liegen bleiben;
denn der Herr stützt seine Hand.

25 Ich bin jung gewesen und alt geworden,
doch habe ich nie den Gerechten verlassen gesehen,
oder seinen Samen[f] um Brot betteln.

26 Er ist allezeit barmherzig und leiht gern,
und sein Same wird zum Segen.

27 Weiche vom Bösen und tue Gutes,
so wirst du ewiglich bleiben!

28 Denn der Herr hat das Recht lieb
und verlässt seine Getreuen nicht;
sie werden ewiglich bewahrt,
aber der Same der Gottlosen wird ausgerottet.

29 Die Gerechten werden das Land erben
und für immer darin wohnen.

30 Der Mund des Gerechten verkündet Weisheit,
und seine Zunge redet Recht.

31 Das Gesetz[g] seines Gottes ist in seinem Herzen,
und seine Schritte wanken nicht.

32 Der Gottlose lauert auf den Gerechten
und sucht ihn zu töten.

33 Aber der Herr wird ihn nicht seiner Hand überlassen
und ihn nicht verurteilen, wenn er gerichtet wird.

34 Harre auf den Herrn und bewahre seinen Weg,
so wird er dich erhöhen, dass du das Land erbst.
Wenn die Gottlosen ausgerottet werden, wirst du es sehen!

35 Ich sah einen Gottlosen, der war gewalttätig
und breitete sich aus wie ein grünender, tiefwurzelnder Baum.

36 Aber als man wieder vorbeiging, da war er nicht mehr;
ich suchte ihn, doch er war nicht mehr zu finden.

37 Achte auf den Unschuldigen und sieh auf den Aufrichtigen;
denn für den Mann des Friedens gibt es eine Zukunft!

38 Die Übertreter jedoch werden allesamt vertilgt,
und die Zukunft der Gottlosen wird abgeschnitten.

39 Die Rettung der Gerechten kommt von dem Herrn;
er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Drangsal.

40 Der Herr wird ihnen beistehen und sie erretten,
er wird sie erretten von den Gottlosen und ihnen helfen;
denn sie bergen sich bei ihm.

Footnotes

  1. (37,1) Je 4 Zeilen von Ps 37 (6 in den V. 14-15) beginnen mit demselben Buchstaben, und zwar in der Folge des hebr. Alphabets.
  2. (37,4) od. dein Wohlgefallen / Verlangen.
  3. (37,11) od. die Gebeugten / Elenden.
  4. (37,13) Andere Übersetzung: hat dafür gesorgt.
  5. (37,14) w. gerade.
  6. (37,25) d.h. seine Nachkommen.
  7. (37,31) od. die Weisung / Lehre (hebr. torah).

Von Gott gehalten

37 Von David.

Entrüste dich nicht über die Unheilstifter
    und beneide nicht die Menschen, die Böses tun!
Denn sie verdorren so schnell wie Gras,
    sie welken dahin wie grünes Kraut.
Verlass dich auf den Herrn und tue Gutes!
    Wohne hier in diesem Land,
    sei zuverlässig und treu!
Freue dich über den Herrn,
    und er wird dir geben, was du dir von Herzen wünschst.
Befiehl dem Herrn dein Leben an und vertraue auf ihn,
    er wird es richtig machen.
Dass du ihm treu bist, wird dann unübersehbar sein wie das Licht;
    dass du recht hast, wird allen aufleuchten wie der helle Tag.
Warte still und geduldig darauf, dass der Herr eingreift!
    Entrüste dich nicht, wenn Menschen böse Pläne schmieden
    und sie dabei auch noch Erfolg haben!
Lass dich nicht von Zorn und Wut überwältigen,
    denn wenn du dich ereiferst, gerätst du schnell ins Unrecht.

Wer Böses tut, den wird Gott ausrotten.
    Wer jedoch auf den Herrn hofft, der wird das Land besitzen.
10 Es dauert nicht mehr lange,
dann ist es mit den Bösen aus und vorbei!
    Wo sind sie geblieben? Keine Spur wirst du mehr von ihnen finden!
11 Doch die auf Frieden bedacht sind, werden das Land besitzen
    und jubeln über ihr vollkommenes Glück.
12 Zähnefletschend planen die Gottlosen Böses
    gegen alle, die Gott die Treue halten.
13 Der Herr aber lacht über sie, weil er weiß:
    Der Tag der Abrechnung kommt!
14 Diese gewissenlosen Leute zücken ihr Schwert
    und halten den Bogen zum Schuss bereit.
Sie wollen die Armen und Wehrlosen töten
    und alle beseitigen, die aufrichtig mit Gott leben.
15 Doch ihr Schwert dringt ihnen ins eigene Herz,
    und ihre Bogen zersplittern in ihrer Hand.

16 Lieber wenig besitzen und tun, was Gott will,
    als in Saus und Braus leben und Gott verachten!
17 Denn wer sich dem Herrn widersetzt, den lässt er scheitern,
    aber er kümmert sich liebevoll um alle, die treu zu ihm stehen.
18 Tag für Tag sorgt er für die Menschen, die von Herzen aufrichtig sind;
    er gibt ihnen ein Erbe, das für immer Bestand hat.
19 In Zeiten der Not überlässt er sie nicht dem Elend.
    Sogar dann, wenn Hunger herrscht, werden sie satt.
20 Die Gottlosen jedoch gehen zugrunde,
    ja, die Feinde des Herrn verschwinden so schnell,
wie Wiesenblumen verblühen;
    wie Rauch werden sie vergehen.
21 Der Gewissenlose leiht sich Geld und zahlt es nicht zurück.
    Doch wer Gott gehorcht, ist großzügig und schenkt gerne.
22 Menschen, die Gott segnet, werden das Land besitzen;
    ausrotten aber wird er alle, die unter seinem Fluch stehen.
23 Wenn ein Mensch seinen Weg zielstrebig gehen kann,
    dann verdankt er das dem Herrn, der ihn liebt.
24 Selbst wenn er einmal stolpert, fällt er nicht zu Boden,
    denn der Herr hält ihn fest an der Hand.

25 Ich war einmal jung, doch nun bin ich ein alter Mann,
    und in meinem langen Leben traf ich niemanden,
    der Gott liebte und dennoch von ihm verlassen wurde.
    Auch seine Kinder mussten nie um Brot betteln.
26 Im Gegenteil: Immer konnte er schenken und ausleihen,
    und auch seine Kinder wurden von Gott gesegnet[a].

27 Geh dem Bösen aus dem Weg und tue Gutes,
    dann wirst du für immer in Sicherheit leben[b].
28 Denn der Herr liebt Gerechtigkeit
    und lässt keinen im Stich, der treu zu ihm steht.
Für alle Zeiten beschützt er Menschen wie ihn,
    aber die Nachkommen der Gottlosen wird er vernichten.
29 Alle, die mit Gott leben, werden das Land besitzen
    und es für immer bewohnen.
30 Wer sich ganz nach Gott richtet, dessen Worte sind weise,
    und was ein solcher Mensch sagt, das ist gerecht.
31 Die Weisung seines Gottes trägt er in seinem Herzen,
    darum kommt er nicht vom richtigen Weg ab.
32 Wer von Gott nichts wissen will, der wartet auf eine Gelegenheit,
    um den Rechtschaffenen aus dem Weg zu räumen.
33 Aber der Herr lässt nicht zu, dass er in seine Hände fällt
    und verurteilt wird, wenn man ihn vor Gericht zerrt.
34 Hoffe auf den Herrn und tue, was er dir sagt[c]!
Dann wirst du zu Ehren kommen und das Land besitzen.
    Vor deinen Augen wird er die Gottlosen vernichten.

35 Ich sah einmal einen gottlosen und gewalttätigen Menschen,
    der war wie ein mächtiger Baum, der alles überragt.
36 Später kam ich wieder vorbei, und er war weg.
    Ich suchte nach ihm, doch er war spurlos verschwunden.
37 Achte auf die Menschen, die aufrichtig und ehrlich sind!
    Du wirst sehen: Auch in Zukunft werden sie in Frieden leben.[d]
38 Doch wer sich von Gott lossagt, der wird umkommen;
    seine Zukunft ist der Tod.
39 Der Herr steht denen bei, die sich nach seinem Willen richten.
    Er ist für sie wie eine sichere Burg in Zeiten der Not.
40 Bei ihm finden sie Hilfe und Rettung;
    ja, er rettet sie vor den Gottlosen und steht ihnen zur Seite,
    denn bei ihm haben sie Zuflucht gesucht.

Footnotes

  1. 37,26 Oder: und auch seine Kinder wurden anderen zum Segen.
  2. 37,27 Oder: für immer in diesem Land wohnen.
  3. 37,34 Wörtlich: und bleibe auf seinem Weg.
  4. 37,37 Oder: Wer den Frieden liebt, der hat eine Zukunft.

Nehemia behebt Missstände unter dem Volk

Es erhob sich aber ein großes Geschrei des Volkes und ihrer Frauen gegen ihre Brüder, die Juden.

Und etliche sprachen: Wir, unsere Söhne und unsere Töchter sind viele; und wir müssen uns Getreide beschaffen, damit wir zu essen haben und leben können!

Andere sprachen: Wir mussten unsere Äcker, unsere Weinberge und unsere Häuser verpfänden, damit wir Getreide bekommen in der Hungersnot!

Etliche aber sprachen: Wir haben uns Geld leihen müssen auf unsere Äcker und unsere Weinberge, damit wir dem König die Steuern zahlen können.

Nun sind ja unsere Brüder vom gleichen Fleisch [und Blut] wie wir, und unsere Kinder sind wie ihre Kinder. Und siehe, wir müssen unsere Söhne und unsere Töchter in die Leibeigenschaft bringen, und von unseren Töchtern sind schon etliche zu leibeigenen Mägden geworden, und es steht nicht in unserer Macht, es zu verhindern, da ja unsere Äcker und Weinberge bereits anderen gehören!

Als ich aber ihr Geschrei und diese Worte hörte, wurde ich sehr zornig.

Dann überlegte ich bei mir selbst,[a] und ich wies die Vornehmsten und Vorsteher zurecht und sprach zu ihnen: Wollt ihr Wucher treiben an euren Brüdern? Und ich brachte eine große Versammlung gegen sie zusammen

und sprach zu ihnen: Wir haben unsere Brüder, die Juden, die an die Heiden verkauft waren, soweit es uns möglich war, losgekauft; ihr aber wollt sogar eure eigenen Brüder verkaufen? Sollen sie sich etwa an uns verkaufen? Da schwiegen sie und fanden keine Antwort.

Und ich sprach: Was ihr da tut, ist nicht gut! Solltet ihr nicht in der Furcht unseres Gottes wandeln wegen der Lästerung der Heiden, unserer Feinde?

10 Ich und meine Brüder und meine Diener haben ihnen auch Geld und Korn geliehen. Wir wollen ihnen doch diese Schuld erlassen!

11 Gebt ihnen heute noch ihre Äcker, ihre Weinberge, ihre Ölbäume und ihre Häuser zurück, dazu den Hundertsten vom Geld, vom Korn, vom Most und vom Öl, den ihr ihnen auferlegt habt!

12 Da sprachen sie: Wir wollen es zurückgeben und nichts von ihnen fordern, sondern es so machen, wie du gesagt hast! Und ich rief die Priester herbei und nahm einen Eid von ihnen, dass sie es so machen wollten.

13 Auch schüttelte ich den Bausch meines Gewandes[b] aus und sprach: So schüttle Gott jedermann von seinem Haus und von seinem Besitztum ab, der dies versprochen hat und nicht ausführt; ja, so werde er ausgeschüttelt und leer! Und die ganze Versammlung sprach: Amen! Und sie lobten den Herrn. Und das Volk handelte nach diesem Wort.

Nehemias Uneigennützigkeit

14 Auch habe ich von der Zeit an, da mir befohlen wurde, im Land Juda ihr Statthalter zu sein, nämlich vom zwanzigsten Jahr bis zum zweiunddreißigsten Jahr des Königs Artasasta, das sind zwölf Jahre, für mich und meine Brüder nicht den Unterhalt eines Statthalters beansprucht.[c]

15 Denn die früheren Statthalter, die vor mir gewesen waren, hatten das Volk bedrückt und von ihnen Brot und Wein genommen, dazu 40 Schekel Silber; auch ihre Diener herrschten willkürlich über das Volk; ich aber machte es nicht so, um der Furcht Gottes willen.

16 Auch habe ich am Wiederaufbau der Mauer gearbeitet, ohne dass wir Grundbesitz erwarben; und alle meine Diener kamen dort zur Arbeit zusammen.

17 Dazu aßen die Juden, sowohl die Vorsteher, 150 Mann, als auch die, welche von den Heiden aus der Umgebung zu uns kamen, an meinem Tisch.

18 Und man bereitete mir täglich einen Ochsen zu, sechs auserlesene Schafe, Geflügel und alle zehn Tage eine Menge verschiedener Weinsorten; für all dies forderte ich nicht den Unterhalt des Statthalters; denn der Dienst lastete schwer auf diesem Volk.

19 Gedenke, mein Gott, mir zum Guten, an all das, was ich für dieses Volk getan habe!

Footnotes

  1. (5,7) w. Und mein Herz hielt Rat in mir.
  2. (5,13) d.h. den Bausch über der Brust des Obergewandes, der sich bildete, sobald man sich gürtete.
  3. (5,14) w. habe ich die Speise des Landpflegers nicht gegessen.

Schuldenerlass für die arme Bevölkerung

Nach einiger Zeit kamen jüdische Männer und Frauen zu mir und beschwerten sich über Leute aus ihrem eigenen Volk. Die einen klagten: »Wir haben viele Söhne und Töchter und brauchen mehr Getreide, sonst können wir nicht überleben.« Andere sagten: »Wir mussten unsere Felder, Weinberge und Häuser verpfänden, um während der Hungersnot Brot kaufen zu können.« Und wieder andere beklagten sich: »Wir mussten uns Geld leihen, um dem König die Steuern auf unsere Felder und Weinberge bezahlen zu können. Wir gehören doch zum selben Volk wie die anderen Juden! Unsere Kinder sind nicht weniger wert als ihre. Und doch müssen wir ihnen unsere Söhne und Töchter als Sklaven verkaufen; einige unserer Töchter sind schon in ihrer Gewalt. Wir sind machtlos, denn unsere Felder und Weinberge gehören ja ihnen.«

Als ich ihre Klagen hörte und von dem Unrecht erfuhr, wurde ich sehr zornig. Ich dachte über alles gründlich nach, dann stellte ich die führenden Männer zur Rede: »Eure eigenen Landsleute beutet ihr skrupellos aus!« Ich berief eine Volksversammlung ein und redete ihnen ins Gewissen: »Menschen aus unserem Volk sind von fremden Völkern zu Sklaven gemacht worden. Wir haben von ihnen so viele wie möglich freigekauft. Und jetzt habt ihr eure eigenen Landsleute zu Sklaven gemacht! Sollen wir sie nun etwa von euch zurückkaufen?« Darauf wussten sie keine Antwort und schwiegen.

Ich fuhr fort: »Ihr begeht ein großes Unrecht! Warum gehorcht ihr Gott nicht und tut, was recht ist? Ihr macht uns zum Gespött unserer Feinde! 10 Auch ich, meine Verwandten und meine Mitarbeiter haben anderen Geld und Getreide geliehen. Doch wir wollen nichts mehr zurückfordern. 11 Gebt auch ihr euren Schuldnern noch heute die gepfändeten Felder und Weinberge, die Ölberge und Häuser zurück. Erlasst ihnen alles, was ihr ihnen an Geld und Getreide, an Wein und Öl geliehen habt!« 12 Sie antworteten: »Gut, wir wollen tun, was du sagst. Wir geben alles zurück und fordern nichts mehr.«

Da rief ich die Priester zu mir und ließ die Gläubiger vor ihnen schwören, ihr Versprechen zu halten. 13 Dann schüttelte ich alles aus, was ich in meinem Gewand trug, und sagte: »Genau so soll Gott jeden, der seinen Eid bricht, aus seiner Sippe und aus seinem Besitz hinauswerfen!«

Alle Versammelten riefen: »Ja, so soll es geschehen!« Sie lobten den Herrn und erfüllten ihr Versprechen.

Nehemia geht mit gutem Beispiel voran

14 Zwölf Jahre war ich Statthalter der Provinz Juda, vom 20. bis zum 32. Regierungsjahr des Königs Artaxerxes; in dieser Zeit verzichteten meine Verwandten und ich auf die zusätzlichen Abgaben, die uns zustanden. 15 Meine Vorgänger hatten sich am Volk bereichert. Sie hatten nicht nur Brot und Wein von ihm verlangt, sondern zusätzlich noch 40 Silberstücke pro Tag[a]. Auch ihre Mitarbeiter beuteten das Volk aus. Doch ich handelte nicht so, denn ich hatte Ehrfurcht vor Gott. 16 Ich setzte meine ganze Kraft daran, beim Bau der Stadtmauer von Jerusalem mitzuhelfen, und auch alle Männer, die für mich arbeiteten, waren beteiligt. Keiner von uns kaufte für sich selbst Land. 17 An meinem Tisch waren regelmäßig hundertfünfzig führende Juden zu Gast, dazu alle, die aus den umliegenden Völkern zu uns gestoßen waren. 18 Jeden Tag ließ ich ein Rind, sechs der besten Schafe und viel Geflügel schlachten und zubereiten. Alle zehn Tage wurden die verschiedensten Weine in großen Mengen bereitgestellt. Für die Kosten kam ich selbst auf. Trotzdem verzichtete ich auf die zusätzlichen Abgaben, die mir als Statthalter zustanden, denn das Volk musste für den Bau der Stadtmauer schon genug aufbringen.

19 Mein Gott, vergiss nicht, wie viel Gutes ich für dieses Volk getan habe!

Footnotes

  1. 5,15 So nach der lateinischen Übersetzung. Im hebräischen Text ist kein Zeitraum angegeben.