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[2] O daß ich in der Wüste eine Wandererherberge hätte,
daß ich mein Volk verlassen und von ihm wegziehen könnte!
Denn sie sind alle Ehebrecher und ein treuloser Haufe.
[3] Sie haben ihre Zunge wie einen Bogen gespannt;
mit Lügen und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig geworden auf Erden;
denn von einer Bosheit gehen sie zur andern über, -
mich aber kennen sie nicht! spricht der Herr.
[4] Ein jeder hüte sich vor seinem Nächsten,
und keiner traue seinem Bruder!
Denn jeder Bruder übt Hinterlist,
und jeder Nachbar geht als Verleumder umher.
[5] Einer betrügt den andern,
und die Wahrheit reden sie nicht;
sie haben ihre Zungen ans Lügen gewöhnt;
sie ermüden sich mit Unrechttun.
[6] Deine Wohnung ist mitten in Arglist;
aus Arglist wollen sie mich nicht kennen,
spricht der Herr.

[7] Darum spricht der Herr der Heerscharen also:

Siehe, ich will sie schmelzen und läutern;
denn wie sollte ich anders handeln
wegen der Bosheit der Tochter meines Volkes?
[8] Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil,
Lügen redet sie:
mit dem Munde redet man freundlich mit seinem Nächsten,
aber im Herzen legt man ihm einen Hinterhalt.
[9] Sollte ich sie um dergleichen Dinge willen nicht strafen? spricht der Herr.
Und sollte sich meine Seele an einem solchen Volke nicht rächen?

[10] Auf den Bergen will ich ein Weinen und Klagen anheben
und auf den Auen der Wüste ein Trauerlied anstimmen,
weil sie so gar verbrannt sind, daß niemand mehr sie durchwandert;
man hört das Blöken der Herde nicht mehr;
die Vögel des Himmels und das Vieh sind entflohen, hinweggezogen.
10 [11] Ich will Jerusalem zu einem Steinhaufen machen, zu einer Wohnung für Schakale[a],
und die Städte Judas will ich so wüste machen, daß niemand mehr darin wohnt.
11 [12] Wer ist so weise, daß er dies erkenne?
Und zu wem hat der Mund des Herrn geredet, daß er es kundtue,
weshalb das Land zugrunde geht
und warum es verbrannt ist gleich einer Wüste, die niemand durchwandert?
12 [13] Und der Herr spricht: Darum, weil sie mein Gesetz verlassen,
das ich ihnen gegeben,
und meiner Stimme nicht gehorcht haben
und nicht darnach lebten,
13 [14] sondern dem Starrsinn ihres Herzens
und den Baalen nachgelaufen sind,
wie ihre Väter sie gelehrt haben.
14 [15] Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also:
Siehe, ich will dieses Volk mit Wermut speisen
und sie mit Giftwasser tränken;
15 [16] und ich will sie unter die Völker zerstreuen,
welche weder sie noch ihre Väter gekannt haben,
und will ein Schwert hinter ihnen herschicken,
bis ich sie aufgerieben habe.

16 [17] So spricht der Herr der Heerscharen:

Merkt auf und ruft die Klageweiber herbei und laßt sie kommen
und schickt nach weisen Frauen,
daß sie herkommen
17 [18] und eilends über uns ein Trauerlied singen,
daß Tränen aus unsern Augen rinnen
und Wasser aus unsern Wimpern fließe.
18 [19] Denn man hört ein klägliches Geschrei von Zion:
„Wie sind wir so verwüstet!
Wie sind wir so jämmerlich geschändet!
Denn wir mußten unser Land verlassen;
denn sie haben unsere Wohnungen niedergerissen!“
19 [20] So hört nun, ihr Frauen, das Wort des Herrn,
und fasset zu Ohren das Wort seines Mundes,
und lehrt eure Töchter Klagelieder
und eine jede ihre Nachbarin den Trauergesang.
20 [21] Denn der Tod ist durch unsere Fenster hereingestiegen;
er ist in unsere Paläste gekommen,
um die Kinder von der Straße
und die jungen Männer von den Plätzen wegzuraffen.

21 [22] Sage: So spricht der Herr:

Die Leichname der Menschen werden fallen
wie Dünger auf dem Felde
und wie Garben hinter dem Schnitter,
die niemand sammelt.

22 [23] So spricht der Herr:

Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit,
der Starke rühme sich nicht seiner Stärke,
der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums;
23 [24] sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen,
daß er Einsicht habe und mich erkenne[b],
daß ich der Herr bin,
der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden!
Denn an solchem habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr.
24 [25] Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr,
daß ich heimsuchen werde alle, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind:
25 [26] die Ägypter, die Juden, die Edomiter, die Ammoniter, die Moabiter
und alle mit abgestutztem Haar,
die in der Wüste wohnen;
denn alle Heiden sind unbeschnitten,
das ganze Haus Israel aber hat ein unbeschnittenes Herz.

Footnotes

  1. Jeremia 9:10 vg. Of 18:2
  2. Jeremia 9:23 + 1Ko 1:31; + 2Ko 10:17

Ein Volk von Betrügern

Wenn ich doch eine Herberge wüsste, irgendwo in der Wüste, wo Karawanen die Nacht verbringen, dann würde ich mein Volk verlassen und mich dorthin zurückziehen. Denn Ehebrecher sind sie, einer wie der andere, eine Bande von Betrügern!

Der Herr spricht: »Sie schießen ihre Lügen ab wie Pfeile; sie besitzen die Macht im Land, weil sie betrügen, und nicht, weil sie die Wahrheit lieben. Sie begehen ein Verbrechen nach dem anderen und wollen mich nicht als ihren Gott anerkennen. Nimm dich vor deinem Freund in Acht! Trau deinem eigenen Bruder nicht über den Weg! Denn ein Bruder betrügt den anderen,[a] und ein Freund wird vom anderen verleumdet. Sie überlisten sich gegenseitig, keines ihrer Worte ist wahr. Sie haben sich an das Lügen gewöhnt und können das Böse nicht lassen. Unter Betrügern wohnst du, die vor lauter Lug und Trug von mir, dem Herrn, nichts mehr wissen wollen.

Darum sage ich, der Herr, der allmächtige Gott: Ich will sie schmelzen und läutern wie Metall im Feuer; was sollte ich sonst mit meinem Volk tun? Jedes ihrer Worte ist ein tödlicher Pfeil, sie lügen unentwegt. Nach außen geben sie sich freundlich, aber insgeheim stellt einer dem anderen Fallen. Und das sollte ich ungestraft lassen, ich, der Herr? Muss ich ein solches Volk nicht zur Rechenschaft ziehen?«

Stimmt Klagelieder an!

Ich klage und weine über das Bergland, ich stimme ein Trauerlied an über die Weiden in der Steppe. Denn sie sind verbrannt, kein Hirte zieht hindurch, und man hört keine Herden mehr. Die Tiere sind geflohen, selbst die Vögel sind fortgezogen. 10 Der Herr sagt: »Ich werde Jerusalem zum Schutthaufen machen, wo die Schakale hausen; die Städte Judas verwandle ich in eine Wüste, in der niemand wohnt!«

11 Wer ist weise genug, um zu verstehen, warum dies so kommen musste? Wem hat der Herr gezeigt, wieso das Land verödet und verdorrt ist wie eine Wüste, die keiner durchquert? Wer kann es erklären?

12 Der Herr antwortet: »Ich habe es so weit kommen lassen, weil sie mein Gesetz missachtet haben, nicht danach lebten und nicht auf mich hörten. 13 Stattdessen taten sie, wozu ihr Eigensinn sie trieb, und liefen den Götzen nach, wie sie es von ihren Vorfahren gelernt hatten.

14 Darum sage ich, der Herr, der allmächtige Gott Israels: Ich werde diesem Volk bittere Kost[b] zu essen und giftiges Wasser zu trinken geben. 15 Ich will sie unter fremde Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Vorfahren gekannt haben; mit dem Schwert verfolge ich sie, bis sie vernichtet sind. 16 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, fordere euch auf: Begreift doch endlich, wie schlimm es um euch steht! Holt die Klageweiber, ja, lasst die weisen Frauen kommen!«

17 »Schnell«, rufen die Judäer, »sie sollen über uns die Klage anstimmen, bis wir in Tränen ausbrechen und nicht mehr aufhören zu weinen!«

18 Da! Vom Berg Zion hört man laute Klagerufe: »Die Stadt ist verwüstet, welch unerträgliche Schande! Wir müssen unser Land verlassen, denn unsere Häuser sind zerstört!«

19 Hört, ihr Frauen, was der Herr euch sagt, achtet auf jedes Wort: »Bringt euren Töchtern die Totenklage bei, lernt miteinander dieses Trauerlied:

20 ›Durch die Fenster stieg der Tod herein in unsre Häuser und Paläste. Draußen auf der Straße bringt er unsre Kinder um, und auf dem Marktplatz schlachtet er die jungen Männer ab!‹«

21 So spricht der Herr: »Die Leichen werden überall verstreut liegen wie Dünger auf dem Feld, wie abgemähtes Korn, das niemand aufliest.

22 Ich, der Herr, sage: Ein Weiser soll nicht stolz sein auf seine Weisheit, der Starke nicht auf seine Stärke und ein Reicher nicht auf seinen Reichtum. 23 Nein, Grund zum Stolz hat nur, wer mich erkennt und begreift, dass ich der Herr bin. Ich bin barmherzig und sorge auf der Erde für Recht und Gerechtigkeit. Denn daran habe ich Gefallen! Mein Wort gilt!

24-25 Es kommt die Zeit, in der ich die Ägypter, Judäer, Edomiter, Ammoniter und Moabiter strafen werde sowie alle Beduinenstämme der Wüste, die sich das Haar an den Schläfen stutzen. Denn all diese Völker halten sich zwar an die Vorschrift der Beschneidung, aber ihr Herz gehört mir nicht[c] – und selbst in Israel ist es nicht anders!«

Footnotes

  1. 9,3 Im Hebräischen ist dies eine Anspielung auf Jakob, der seinen Bruder Esau betrog. Vgl. 1. Mose 27,36.
  2. 9,14 Wörtlich: Wermut.
  3. 9,24‒25 Wörtlich: aber sie haben ein unbeschnittenes Herz.