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Aufruf zum offenen Bekenntnis für Jesus Christus

12 Als sich inzwischen das Volk zu Tausenden gesammelt hatte, sodass sie aufeinander traten, begann er zuerst zu seinen Jüngern zu sprechen: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welcher die Heuchelei ist!

Es ist aber nichts verdeckt, das nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird.

Alles, was ihr im Finstern redet, wird man darum im Licht hören, und was ihr in den Kammern ins Ohr gesprochen habt, wird auf den Dächern verkündigt werden.

Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts Weiteres tun können.

Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, welcher, nachdem er getötet hat, auch Macht besitzt, in die Hölle zu werfen! Ja, ich sage euch, den fürchtet!

Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Groschen? Und nicht ein Einziger von ihnen ist vor Gott vergessen.

Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.

Ich sage euch aber: Jeder, der sich zu mir bekennen wird vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen bekennen vor den Engeln Gottes;

wer mich aber verleugnet hat vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.

10 Und jedem, der ein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden.

11 Wenn sie euch aber vor die Synagogen und vor die Fürsten und Obrigkeiten führen, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt;

12 denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt.

Das Gleichnis vom reichen Narren

13 Es sprach aber einer aus der Volksmenge zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teilen soll!

14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?

15 Er sagte aber zu ihnen: Habt acht und hütet euch vor der Habsucht! Denn niemandes Leben hängt von dem Überfluss ab, den er an Gütern hat.

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Das Feld eines reichen Mannes hatte viel Frucht getragen.

17 Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun, da ich keinen Platz habe, wo ich meine Früchte aufspeichern kann?

18 Und er sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter aufspeichern

19 und will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und sei guten Mutes!

20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird gehören, was du bereitet hast?

21 So geht es dem, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist für Gott!

Von unnützen Sorgen

22 Und er sprach zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, noch um den Leib, was ihr anziehen sollt.

23 Das Leben ist mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung.

24 Betrachtet die Raben! Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben weder Speicher noch Scheunen, und Gott nährt sie doch. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!

25 Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge[a] eine einzige Elle hinzusetzen?

26 Wenn ihr nun nicht einmal das Geringste vermögt, was sorgt ihr euch um das Übrige?

27 Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht und spinnen nicht; ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit ist nicht gekleidet gewesen wie eine von ihnen!

28 Wenn aber Gott das Gras auf dem Feld, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr euch, ihr Kleingläubigen!

29 Und ihr sollt auch nicht danach trachten, was ihr essen oder was ihr trinken sollt; und beunruhigt euch nicht!

30 Denn nach all diesem trachten die Heidenvölker der Welt; euer Vater aber weiß, dass ihr diese Dinge benötigt.

31 Trachtet vielmehr nach dem Reich Gottes, so wird euch dies alles hinzugefügt werden!

32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.

33 Verkauft eure Habe und gebt Almosen![b] Macht euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nicht vergeht, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt und keine Motte ihr Zerstörungswerk treibt.

34 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Ermahnung zur Wachsamkeit

35 Eure Lenden sollen umgürtet sein und eure Lichter brennend;

36 und seid Menschen gleich, die ihren Herrn erwarten, wenn er von der Hochzeit aufbrechen wird, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun.

37 Glückselig sind jene Knechte, welche der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen[c] und sie zu Tisch führen und hinzutreten und sie bedienen.

38 Und wenn er in der zweiten Nachtwache kommt oder in der dritten Nachtwache kommt und sie so findet, glückselig sind jene Knechte!

39 Das aber erkennt: Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, so würde er wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen.

40 Darum seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.

41 Da sprach Petrus zu ihm: Herr, sagst du dieses Gleichnis für uns oder auch für alle?

42 Der Herr aber sprach: Wer ist wohl der treue und kluge Haushalter[d], den der Herr über seine Dienerschaft setzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die verordnete Speise gibt?

43 Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird!

44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

45 Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen spricht: Mein Herr säumt zu kommen! und anfängt, die Knechte und die Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen,

46 so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn entzweihauen und ihm sein Teil mit den Ungläubigen geben.

47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kannte und sich nicht bereithielt und auch nicht nach seinem Willen tat, wird viele Schläge erleiden müssen;

48 wer ihn aber nicht kannte und doch tat, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge erleiden müssen. Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern.

Das Bekenntnis zu Christus bringt Trennung

49 Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu bringen,[e] und wie wünschte ich, es wäre schon entzündet!

50 Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist!

51 Meint ihr, dass ich gekommen sei, Frieden auf Erden zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung!

52 Denn von nun an werden fünf in einem Haus entzweit sein, drei mit zweien und zwei mit dreien;

53 der Vater wird mit dem Sohn entzweit sein und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

Zeichen der Zeit. Ermahnung zu Versöhnlichkeit

54 Er sprach aber auch zu der Volksmenge: Wenn ihr das Gewölk aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr sofort: Es gibt Regen!, und es geschieht auch so.

55 Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß!, und es geschieht auch so.

56 Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr beurteilen; wie kommt es aber, dass ihr diese Zeit nicht beurteilt?

57 Und warum entscheidet ihr nicht von euch selbst aus, was recht ist?

58 Denn wenn du mit deinem Widersacher zur Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg Mühe, von ihm loszukommen, damit er dich nicht vor den Richter schleppt und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis wirft.

59 Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du auch den letzten Groschen bezahlt hast!

Footnotes

  1. (12,25) Andere Übersetzung: Leibeslänge.
  2. (12,33) d.h. Gaben der Barmherzigkeit.
  3. (12,37) Das weite Gewand wurde bei der Arbeit mit einem Gürtel zusammengefasst.
  4. (12,42) Der Haushalter oder Verwalter war meist ein Sklave, der die Geschäfte des Hauses bzw. Gutshofes für den Hausherrn leitete und die Dienerschaft unter sich hatte.
  5. (12,49) Andere Übersetzung: zu werfen.

Habt keine Angst vor den Menschen! (Matthäus 10,26‒33)

12 Inzwischen strömten Tausende von Menschen zusammen, und es war ein solches Gedränge, dass sie sich gegenseitig auf die Füße traten. Doch Jesus sprach zunächst nur zu seinen Jüngern: »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer – und damit meine ich ihre Heuchelei! Denn sie breitet sich aus, so wie ein Sauerteig das ganze Brot durchsäuert. Aber nichts bleibt für immer verborgen, sondern eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und dann werden alle Geheimnisse enthüllt. Deshalb sollt ihr wissen: Was ihr im Dunkeln sagt, werden am helllichten Tag alle erfahren, und was ihr ins Ohr flüstert, wird man von den Dächern rufen.

Meine Freunde! Habt keine Angst vor den Menschen, die euch zwar töten, aber darüber hinaus nichts anhaben können! Ich will euch sagen, wen ihr wirklich fürchten sollt: Fürchtet Gott, der euch nicht nur töten kann, sondern auch die Macht hat, euch danach in die Hölle zu werfen. Ja, fürchtet ihn allein! Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann fünf von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Und doch vergisst Gott keinen Einzigen von ihnen. Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm.

Das sage ich euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, zu dem wird auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes nicht stehen. 10 Wer abfällig über den Menschensohn redet, dem kann vergeben werden. Wer aber den Heiligen Geist verlästert, der wird keine Vergebung finden.

11 Wenn sie euch in den Synagogen vor Gericht zerren oder ihr vor Richtern und Machthabern verhört werdet, dann sorgt euch nicht darum, was ihr sagen oder wie ihr euch verteidigen sollt! 12 Denn der Heilige Geist wird euch zur rechten Zeit das rechte Wort geben.«

Der arme Reiche

13 Da rief einer aus der Menge: »Lehrer, sag doch meinem Bruder, er soll unser Erbe gerecht mit mir teilen.« 14 Aber Jesus wies ihn zurück: »Bin ich etwa euer Richter oder euer Vermittler in Erbstreitigkeiten?« 15 Dann wandte er sich an alle: »Hütet euch vor der Habgier! Wenn jemand auch noch so viel Geld hat, das Leben kann er sich damit nicht kaufen.« 16 An einem Beispiel erklärte er seinen Zuhörern, was er damit meinte:

»Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte. 17 Er überlegte: ›Was soll ich bloß tun? Ich weiß gar nicht, wo ich das alles unterbringen soll. 18 Jetzt hab ich eine Idee! Ich werde die alten Scheunen abreißen und neue bauen, so groß, dass ich das ganze Getreide, ja alles, was ich habe, darin unterbringen kann. 19 Dann werde ich mir sagen: Du hast es geschafft und für lange Zeit ausgesorgt. Ruh dich aus! Lass es dir gut gehen – iss und trink und genieße dein Leben!‹ 20 Aber Gott entgegnete ihm: ›Wie dumm du doch bist! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Wer bekommt dann deinen ganzen Reichtum, den du angehäuft hast?‹«

21 Und Jesus schloss mit den Worten: »So wird es allen gehen, die auf der Erde für sich selber Reichtümer anhäufen, aber mit leeren Händen vor Gott stehen.«

Macht euch keine Sorgen (Matthäus 6,25‒34)

22 Jesus wandte sich wieder seinen Jüngern zu: »Deshalb sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Essen und Kleidung. 23 Leben bedeutet mehr als Essen und Trinken, und der Mensch ist wichtiger als seine Kleidung.

24 Seht euch die Raben an! Sie säen nichts und ernten nichts, sie haben keine Vorratskammern und keine Scheunen. Gott versorgt sie. Und ihr seid ihm doch viel wichtiger als diese Vögel! 25 Wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern. 26 Wenn ihr aber nicht einmal das könnt, was sorgt ihr euch um all die anderen Dinge? 27 Seht euch an, wie die Lilien blühen! Sie mühen sich nicht ab und können weder spinnen noch weben. Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie eine von ihnen. 28 Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern? Vertraut ihr Gott so wenig?

29 Zerbrecht euch also nicht mehr den Kopf darüber, was ihr essen und trinken sollt! 30 Nur Menschen, die Gott nicht kennen, lassen sich von solchen Dingen bestimmen. Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. 31 Setzt euch vielmehr für Gottes Reich ein, dann wird er euch mit allem anderen versorgen.

32 Du brauchst keine Angst zu haben, du kleine Herde! Denn der Vater hat beschlossen, dir sein Königreich zu schenken. 33 Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen! Sammelt euch auf diese Weise einen Vorrat, der nicht alt wird und niemals zu Ende geht – einen Schatz im Himmel. Diesen Schatz kann kein Dieb stehlen und keine Motte zerfressen. 34 Wo nämlich euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.«

Der Herr kommt unerwartet: »Seid bereit!« (Matthäus 24,42‒51)

35-36 »Ihr sollt so leben wie Diener, die darauf warten, dass ihr Herr von einer Hochzeit zurückkommt. Seid wie sie dienstbereit[a] und achtet darauf, dass eure Lampen brennen. Wenn ihr Herr zurückkommt und klopft, können sie ihm schnell öffnen. 37 Ja, glücklich schätzen können sich alle, die der Herr bei seiner Rückkehr wach und dienstbereit antrifft! Ich versichere euch: Der Herr wird sie bitten, am Tisch Platz zu nehmen, und er selbst wird sich eine Schürze umbinden und sie bedienen.

38 Vielleicht kommt er erst gegen Mitternacht oder sogar noch später. Aber wenn er kommt und seine Diener bereit antrifft, werden sie allen Grund zur Freude haben.

39 Eins ist euch doch klar: Wenn der Hausherr wüsste, wann ein Dieb bei ihm einbrechen will, würde er sich vor dem Einbrecher schützen.

40 Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr am wenigsten damit rechnet.«

41 Da fragte ihn Petrus: »Herr, gilt dieses Gleichnis nur uns oder meinst du alle Menschen damit?« 42 Der Herr entgegnete: »Wie verhält sich denn ein kluger und zuverlässiger Verwalter? Angenommen, sein Herr hat ihm die Verantwortung für die übrige Dienerschaft übertragen und ihn beauftragt, jedem rechtzeitig die tägliche Verpflegung auszuteilen. 43 Dieser Verwalter darf sich glücklich schätzen, wenn sein Herr dann zurückkehrt und ihn gewissenhaft bei der Arbeit findet! 44 Ich versichere euch: Einem so zuverlässigen Mann wird er die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.

45 Wenn jener Verwalter aber im Stillen denkt: ›Ach was, es dauert bestimmt noch lange, bis mein Herr kommt‹, und er fängt an, die anderen Diener und Dienerinnen zu prügeln, sich den Bauch vollzuschlagen und sich zu betrinken, 46 dann wird die Rückkehr seines Herrn ihn völlig überraschen. Denn sein Herr kommt, wenn er nicht damit rechnet. Er wird den Verwalter hart bestrafen und ihm den Lohn geben, den die Gottlosen verdienen.

47 Ein Verwalter, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber bewusst nicht danach richtet, wird schwer bestraft werden. 48 Wer dagegen falsch handelt, ohne es zu wissen, wird mit einer leichteren Strafe davonkommen. So wird von jedem, der viel bekommen hat, auch viel erwartet; und wem viel anvertraut wurde, von dem verlangt man umso mehr.«

Konsequenzen der Nachfolge (Matthäus 10,34‒36)

49 »Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! 50 Vorher muss ich aber noch Schweres erleiden.[b] Es ist für mich eine große Last, bis alles vollbracht ist.

51 Meint nur nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Nein, ich bringe Auseinandersetzung! 52 Von jetzt an wird man sich in einer Familie um meinetwillen entzweien:[c] 53 der Vater mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit der Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter.«

Erkennen, was wichtig ist (Matthäus 16,2‒3; 5,25‒26)

54 Dann redete Jesus wieder zur Volksmenge: »Wenn Wolken im Westen aufziehen, sagt ihr: ›Es gibt Regen‹, und das stimmt auch. 55 Wenn der Wind von Süden weht, sagt ihr: ›Es wird heiß‹, und ihr habt recht. 56 Ihr Heuchler! Aus den Zeichen am Himmel oder auf der Erde könnt ihr das Wetter vorhersagen. Warum könnt ihr dann nicht beurteilen, was heute vor euren Augen geschieht?

57 Warum weigert ihr euch zu erkennen, was gut und richtig ist?

58 Wenn du jemandem etwas schuldig bist, dann setz alles daran, dich noch auf dem Weg zum Gericht mit deinem Gegner zu einigen. Sonst zerrt er dich vor den Richter, der wird dich verurteilen, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis stecken. 59 Und ich sage dir: Von dort wirst du nicht eher wieder herauskommen, bis du auch den letzten Rest deiner Schuld bezahlt hast.«

Footnotes

  1. 12,35‒36 Wörtlich: Lasst eure Lenden umgürtet sein.
  2. 12,50 Wörtlich: Ich muss mit einer Taufe getauft werden.
  3. 12,52 Wörtlich: Denn von jetzt an werden fünf in einem Haus entzweit sein, drei mit zweien und zwei mit dreien.

Das Zeugnis von der Auferstehung des Christus

15 Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht,

durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe — es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet.

Denn ich habe euch zuallererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften,[a]

und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften,

und dass er dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen.

Danach ist er mehr als 500 Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten noch leben, etliche aber auch entschlafen sind.

Danach erschien er dem Jakobus, hierauf sämtlichen Aposteln.

Zuletzt aber von allen erschien er auch mir, der ich gleichsam eine unzeitige Geburt bin.

Denn ich bin der geringste von den Aposteln, der ich nicht wert bin, ein Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade, die er an mir erwiesen hat, ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe mehr gearbeitet als sie alle; jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.

11 Ob es nun aber ich sei oder jene, so verkündigen wir, und so habt ihr geglaubt.

Die Auferstehung der Toten

12 Wenn aber Christus verkündigt wird, dass er aus den Toten auferstanden ist[b], wieso sagen denn etliche unter euch, es gebe keine Auferstehung der Toten?

13 Wenn es wirklich keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferstanden!

14 Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Verkündigung vergeblich, und vergeblich auch euer Glaube!

15 Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir von Gott bezeugt haben, dass er Christus auferweckt hat, während er ihn doch nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden!

16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden.

17 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

18 dann sind auch die in Christus Entschlafenen verloren.

19 Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir die elendesten unter allen Menschen!

20 Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden.

21 Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen;

22 denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.

23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus; danach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft[c];

24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, wenn er jede Herrschaft, Gewalt und Macht beseitigt hat.

25 Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.

26 Als letzter Feind wird der Tod beseitigt.

27 Denn »alles hat er seinen Füßen unterworfen«[d]. Wenn es aber heißt, dass ihm alles unterworfen ist, so ist offenbar, dass derjenige ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.

28 Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allen sei.

29 Was würden sonst die tun, die sich für die Toten taufen lassen, wenn die Toten gar nicht auferweckt werden? Weshalb lassen sie sich denn für die Toten taufen?

30 Und warum begeben auch wir uns stündlich in Gefahr?

31 So wahr ihr mein Ruhm seid, den ich habe in Christus Jesus, unserem Herrn: Ich sterbe täglich!

32 Wenn ich als Mensch in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft habe, was nützt es mir, wenn die Toten nicht auferweckt werden? — »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!«[e]

33 Lasst euch nicht irreführen: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten!

34 Werdet doch wirklich nüchtern und sündigt nicht! Denn etliche haben keine Erkenntnis Gottes; das sage ich euch zur Beschämung.

Der geistliche Leib in der Auferstehung

35 Aber jemand könnte einwenden: Wie sollen die Toten auferstehen? Und mit was für einem Leib sollen sie kommen?

36 Du Gedankenloser, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt!

37 Und was du säst, das ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa vom Weizen, oder von einer anderen Saat.

38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er es gewollt hat, und zwar jedem Samen seinen besonderen Leib.

39 Nicht alles Fleisch ist von gleicher Art; sondern anders ist das Fleisch der Menschen, anders das Fleisch des Viehs, anders das der Fische, anders das der Vögel.

40 Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber anders ist der Glanz[f] der Himmelskörper, anders der der irdischen;

41 einen anderen Glanz hat die Sonne und einen anderen Glanz der Mond, und einen anderen Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom anderen im Glanz.

42 So ist es auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Verweslichkeit und auferweckt in Unverweslichkeit;[g]

43 es wird gesät in Unehre und wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auferweckt in Kraft;

44 es wird gesät ein natürlicher[h] Leib, und es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistlichen Leib.

45 So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einer lebendigen Seele«;[i] der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geist.

46 Aber nicht das Geistliche ist das Erste, sondern das Natürliche, danach [kommt] das Geistliche.

47 Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel.

48 Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen; und wie der Himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen.

49 Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.

Die Verwandlung der Gläubigen. Der Sieg über den Tod

50 Das aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können; auch erbt das Verwesliche nicht die Unverweslichkeit.

51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,

52 plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

53 Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.

54 Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in Sieg!

55 Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?«[j]

56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz.

57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!

58 Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich[k], nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!

Footnotes

  1. (15,3) d.h. entsprechend dem Zeugnis der at. Schriften.
  2. (15,12) od. auferweckt worden ist; so auch im ganzen Abschnitt.
  3. (15,23) od. Ankunft / seinem Kommen (gr. parousia).
  4. (15,27) Ps 8,7.
  5. (15,32) Jes 22,13.
  6. (15,40) Andere Übersetzung: die Herrlichkeit / die Ehre.
  7. (15,42) od. es wird gesät in Vergänglichkeit / Verderblichkeit, es wird auferweckt in Unvergänglichkeit / Unverderblichkeit.
  8. (15,44) od. seelischer.
  9. (15,45) 1Mo 2,7.
  10. (15,55) Jes 25,8; Hos 13,14.
  11. (15,58) w. unbeweglich; d.h. lasst euch nicht von eurem Glaubensstand wegbewegen.

Die Auferstehung der Toten (Kapitel 15)

Christus ist auferstanden

15 Liebe Brüder und Schwestern! Ich möchte euch an die rettende Botschaft erinnern, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie angenommen und darauf euer Leben gegründet. Durch diese Botschaft werdet ihr gerettet, vorausgesetzt, ihr bewahrt sie genau so, wie ich sie euch überliefert habe. Sonst glaubt ihr vergeblich und erreicht das Ziel nicht.

Zuerst habe ich euch weitergegeben, was ich selbst empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben. Das ist das Wichtigste, und so steht es schon in der Heiligen Schrift. Er wurde begraben und am dritten Tag vom Tod auferweckt, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist. Er hat sich zuerst Petrus[a] gezeigt und später allen aus dem engsten Kreis der Jünger. Dann haben ihn mehr als fünfhundert Brüder und Schwestern zur gleichen Zeit gesehen, von denen die meisten heute noch leben; einige sind inzwischen gestorben. Später ist er Jakobus[b] und schließlich allen Aposteln erschienen.

Zuletzt hat er sich auch mir gezeigt, der ich es am wenigsten verdient hatte[c]. Ich bin der unbedeutendste unter den Aposteln und eigentlich nicht wert, Apostel genannt zu werden; denn ich habe die Gemeinde Gottes verfolgt. 10 Alles, was ich jetzt bin, bin ich allein durch Gottes Gnade. Und seine Gnade hat er mir nicht vergeblich geschenkt. Ich habe mich mehr als alle anderen Apostel eingesetzt, aber was ich erreicht habe, war nicht meine eigene Leistung, sondern Gott selbst hat das alles in seiner Gnade bewirkt. 11 Doch ganz gleich ob die anderen Apostel oder ich: Wir alle haben diese eine rettende Botschaft verkündet, und durch sie habt ihr zum Glauben gefunden.

Auch wir werden auferstehen

12 Wir verkünden alle übereinstimmend, dass Gott Christus von den Toten auferweckt hat. Wie können da einige von euch behaupten: »Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht!«?

13 Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann kann ja auch Christus nicht auferstanden sein. 14 Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage. 15 Mit Recht könnte man uns dann vorwerfen, wir seien Lügner und keine Zeugen Gottes. Denn wir behaupten doch: Gott hat Christus auferweckt. Das kann ja gar nicht stimmen, wenn die Toten nicht auferstehen!

16 Wie schon gesagt, wenn die Toten nicht auferweckt werden, dann ist auch Christus nicht auferstanden. 17 Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei. 18 Ebenso wären auch alle verloren, die im Glauben an Christus gestorben sind. 19 Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen.

20 Tatsächlich aber ist Christus als Erster von den Toten auferstanden. So können wir sicher sein, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.[d] 21 Der Tod ist durch die Schuld eines einzigen Menschen in die Welt gekommen. Ebenso kommt auch durch einen Einzigen die Auferstehung. 22 Wir alle müssen sterben, weil wir Nachkommen von Adam sind. Ebenso werden wir alle zu neuem Leben auferweckt, weil wir mit Christus verbunden sind.[e]

23 Die Auferstehung geht in einer bestimmten Reihenfolge vor sich: Als Erster ist Christus auferstanden. Wenn er kommt, werden alle auferstehen, die zu ihm gehören. 24 Danach kommt das Ende: Christus wird alles vernichten, was Gewalt und Macht für sich beansprucht, und wird Gott, seinem Vater, die Herrschaft über diese Welt übergeben. 25 Nach Gottes Plan wird Christus so lange herrschen, bis er alle Feinde unterworfen hat.

26 Als letzten Feind vernichtet er den Tod, 27 denn es heißt in der Heiligen Schrift: »Alles hat Gott ihm zu Füßen gelegt.«[f] Wenn nun Christus der Herr über alles ist, dann bedeutet dies natürlich nicht, dass er auch Herr über Gott ist, der ihm ja alle Macht übertragen hat. 28 Wenn aber Christus zuletzt alles unterworfen ist, dann wird er als der Sohn Gottes sich seinem Vater unterordnen, der ihm diesen Sieg geschenkt hat. So wird Gott der Herr sein – über alle und in allem.[g]

29 Bei euch haben sich einige stellvertretend für Menschen taufen lassen, die schon gestorben sind.[h] Welchen Sinn hätte das, wenn die Toten gar nicht auferstehen? 30 Und warum begeben wir uns immer wieder in Gefahr, wenn wir Gottes Botschaft weitergeben? 31 Tag für Tag riskiere ich mein Leben. Das stimmt so gewiss, wie ich vor Jesus Christus, unserem Herrn, stolz auf euch sein kann.

32 Hätte ich mich wohl in Ephesus in Lebensgefahr begeben, wenn ich nicht an die Auferstehung glauben würde? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann haben alle recht, die sagen: »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!«[i] 33 Lasst euch durch solche Sprüche nicht täuschen! Denn: »Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.« 34 Kommt endlich zur Besinnung und sündigt nicht länger! Zu eurer Schande muss ich feststellen, dass einige von euch Gott im Grunde gar nicht kennen.

Wie werden wir einmal auferstehen?

35 Vielleicht werdet ihr jetzt fragen: »Wie werden die Toten denn auferstehen? Was für einen Körper werden sie haben?«

36 Versteht doch: Jedes Samenkorn, das gesät wird, muss vergehen, ehe neues Leben daraus wächst. 37 Und was wir säen, ist ja nicht schon die fertige Pflanze, sondern es sind nur Körner, sei es Weizen oder anderes Saatgut.

38 Aus jedem Samenkorn lässt Gott eine Pflanze wachsen, die so aussieht, wie er es gewollt hat, und diese Pflanzenarten sind alle ganz verschieden. 39 Unterscheiden sich nicht auch alle Lebewesen in ihrem Aussehen? Menschen sehen anders aus als Tiere, Vögel anders als Fische. 40 Die Sterne am Himmel sind ganz anders beschaffen als die Geschöpfe auf der Erde; doch jeder Stern und jedes Lebewesen ist auf seine Weise schön. 41 Die Sonne hat ihren eigenen Glanz, anders als das Leuchten des Mondes oder das Glitzern der Sterne. Selbst die Sterne unterscheiden sich in ihrer Helligkeit voneinander.

42 Genauso könnt ihr euch die Auferstehung der Toten vorstellen. Unser irdischer Körper ist wie ein Samenkorn, das einmal vergeht. Wenn er aber auferstehen wird, ist er unvergänglich. 43 Unser Körper ist jetzt noch unansehnlich und schwach; wenn er aber aufersteht, ist er herrlich und voller Kraft. 44 Begraben wird unser irdischer Körper; aber auferstehen werden wir mit einem Körper, der von unvergänglichem Leben erfüllt ist. Denn wie es einen sterblichen Körper gibt, so gibt es auch einen unsterblichen. 45 In der Heiligen Schrift heißt es ja von Adam, dem ersten Menschen, dass er »ein lebendiges Wesen«[j] wurde. Er trug jedoch nur irdisches Leben in sich. Aber Christus, der letzte Adam, war erfüllt vom Geist Gottes, der unvergängliches Leben schenkt.[k]

46 Zuerst kommt der irdische Körper, und dann erst der unvergängliche – nicht umgekehrt. 47 Adam, den ersten Menschen, erschuf Gott aus Staub von der Erde; aber der neue Mensch, Christus, kommt vom Himmel. 48 So wie Adam sind Menschen, die nicht zu Christus gehören; sie tragen bloß irdisches Leben in sich. Menschen, die zu Christus, dem himmlischen Adam, gehören, tragen auch sein himmlisches Leben in sich. 49 Als Nachkommen Adams sind wir ihm ähnlich geschaffen. Aber eines Tages werden wir dann wie Christus einen himmlischen Leib haben.

Der Tod ist besiegt

50 Eins steht fest, liebe Brüder und Schwestern: Menschen aus Fleisch und Blut können nicht in Gottes Reich kommen. Nichts Vergängliches wird in Gottes unvergänglichem Reich Platz haben. 51 Ich möchte euch aber ein Geheimnis anvertrauen: Wir werden nicht alle sterben, aber Gott wird uns alle verwandeln. 52 Das wird ganz plötzlich geschehen, von einem Augenblick zum anderen, wenn die Posaune das Ende ankündigt. Auf ihr Zeichen hin werden die Toten auferweckt und bekommen einen unvergänglichen Körper, und auch wir Lebenden werden verwandelt.

53 Denn das Vergängliche muss mit Unvergänglichkeit und das Sterbliche mit Unsterblichkeit überkleidet werden. 54 Wenn aber dieser vergängliche und sterbliche Körper unvergänglich und unsterblich geworden ist, dann erfüllt sich, was die Heilige Schrift vorausgesagt hat:

»Das Leben hat den Tod überwunden! 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo bleibt nun deine Macht[l]

56 Die Sünde ist wie ein Stachel, der tödliches Gift in sich trägt. Durch sie hat der Tod seine Macht, und die Sünde hat ihre Kraft durch das Gesetz. 57 Aber Dank sei Gott! Er schenkt uns den Sieg durch Jesus Christus, unseren Herrn!

58 Bleibt daher fest und unerschütterlich in eurem Glauben, meine lieben Brüder und Schwestern! Setzt euch mit aller Kraft für den Herrn ein, denn ihr wisst: Nichts ist vergeblich, was ihr für ihn tut.

Footnotes

  1. 15,5 Wörtlich: Kephas. – Das ist der hebräische Name für Petrus.
  2. 15,7 Das ist der leibliche Bruder von Jesus.
  3. 15,8 Wörtlich: mir, der Fehlgeburt (oder: Frühgeburt). – Vgl. Apostelgeschichte 9,1‒9.
  4. 15,20 Wörtlich: Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden, die Erstlingsfrucht der Entschlafenen. – Die Erstlingsfrüchte sind u.a. die ersten reifen Feldfrüchte; sie wurden Gott geweiht. Zugleich sprechen sie von der Gewissheit, dass die volle Ernte bald eingebracht werden kann. Vgl. 3. Mose 23,10‒11.
  5. 15,22 Oder: Alle Menschen müssen sterben, weil sie Nachkommen von Adam sind. Ebenso werden einmal alle Menschen durch Christus vom Tod auferweckt.
  6. 15,27 Psalm 8,7
  7. 15,28 Wörtlich: So wird Gott alles in allen/allem sein.
  8. 15,29 Der Vers ist nicht sicher zu deuten. Womöglich haben sich manche Christen in Korinth anstelle von Angehörigen oder Freunden taufen lassen, wenn diese kurz vor ihrem Tod zwar noch zum Glauben gefunden hatten, dann aber ungetauft gestorben waren.
  9. 15,32 Jesaja 22,13
  10. 15,45 1. Mose 2,7
  11. 15,45 Wörtlich: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam wurde zu einem Leben schaffenden Geist.
  12. 15,55 Wörtlich: dein Stachel. – Vgl. Jesaja 25,8; Hosea 13,14.

Ahitophels Rat wird durch Husai vereitelt

17 Und Ahitophel sprach zu Absalom: Lass mich doch 12 000 Mann auswählen, mich aufmachen und David noch in dieser Nacht nachjagen!

Ich werde dann über ihn kommen, während er müde und matt ist, und kann ihn in Schrecken versetzen, sodass alles Volk, das bei ihm ist, flieht, und dann kann ich den König allein schlagen!

So werde ich alles Volk dir zuwenden. Den Mann [zu schlagen], dem du nachstellst, bedeutet nämlich so viel wie die Rückkehr aller Leute [zu dir];[a] [dann] wird das ganze Volk Frieden haben!

Das schien dem Absalom gut und auch allen Ältesten Israels.

Aber Absalom sprach: Man rufe doch noch Husai, den Architer, dass wir auch hören, was er zu sagen hat!

Als nun Husai zu Absalom kam, sprach Absalom zu ihm: So und so hat Ahitophel geraten! Sollen wir seinen Rat ausführen oder nicht? Wenn nicht, so rede du!

Da sprach Husai zu Absalom: Es ist kein guter Rat, den Ahitophel diesmal gegeben hat!

Und Husai sprach: Du kennst deinen Vater wohl und seine Leute [und weißt], dass sie Helden sind und voll wilden Mutes, wie eine Bärin auf [freiem] Feld, die ihrer Jungen beraubt ist; dazu ist dein Vater ein Kriegsmann, sodass er nicht bei dem Volk übernachten wird.

Siehe, er hat sich wohl schon jetzt in irgendeiner Schlucht verborgen oder an einem anderen Ort. Wenn es dann geschieht, dass etliche von ihnen gleich im Anfang fallen, so wird jeder, der es hört, sagen: Es hat eine Niederlage unter dem Volk gegeben, das zu Absalom hält!

10 Selbst wenn es jemand [hört], der sonst tapfer ist und ein Herz hat wie ein Löwenherz, so wird er sicher verzagen; denn ganz Israel weiß, dass dein Vater stark ist und dass tapfere Leute bei ihm sind.

11 Darum rate ich, dass ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, zu dir versammelt werden soll, so zahlreich wie der Sand, der am Meer ist, und dass du selbst mit ihnen in den Kampf ziehst.

12 So wollen wir ihn überfallen, an welchem Ort wir ihn finden,[b] und wir wollen über ihn kommen, wie der Tau auf die Erde fällt, dass wir von ihm und all seinen Leuten, die bei ihm sind, nicht einen Einzigen übrig lassen.

13 Zieht er sich aber in eine Stadt zurück, so soll ganz Israel Stricke an jene Stadt legen und sie in den Fluss[c] hinunterschleifen, sodass auch nicht ein Steinchen mehr davon gefunden wird!

14 Da sprachen Absalom und alle Männer Israels: Der Rat Husais, des Architers, ist besser als der Rat Ahitophels! Aber der Herr fügte es so, dass der gute Rat Ahitophels zunichtewurde, damit der Herr das Unheil über Absalom brächte.

15 Und Husai sprach zu Zadok und Abjatar, den Priestern: So und so hat Ahitophel dem Absalom und den Ältesten Israels geraten; ich aber habe so und so geraten.

16 So sendet nun rasch hin und lasst David sagen: Bleibe nicht über Nacht in den Ebenen der Wüste, sondern geh schnell hinüber, damit nicht der König und das ganze Volk, das bei ihm ist, verschlungen wird!

17 Jonathan aber und Achimaaz standen bei En-Rogel[d]; und eine Magd ging hin und berichtete es ihnen, und sie gingen hin und meldeten es dem König David; denn sie durften sich nicht sehen lassen und in die Stadt kommen.

18 Aber ein Bursche sah sie und hinterbrachte es Absalom. Da liefen die beiden schnell und kamen in das Haus eines Mannes in Bachurim. Der hatte einen Brunnen in seinem Hof; dort stiegen sie hinunter.

19 Und die Frau nahm eine Decke und breitete sie über die Öffnung der Zisterne und streute Getreidekörner darüber, sodass man nichts merkte.

20 Als nun Absaloms Knechte zu der Frau in das Haus kamen, fragten sie: Wo sind Achimaaz und Jonathan? Die Frau antwortete: Sie sind über den Bach gegangen! Da suchten sie die [beiden], konnten sie aber nicht finden und kehrten wieder nach Jerusalem zurück.

21 Als aber diese weg waren, stiegen jene aus der Zisterne herauf und gingen hin und berichteten es dem König David und sprachen zu David: Macht euch auf und geht rasch über den Fluss[e]; denn so und so hat Ahitophel Rat gegeben gegen euch!

22 Da machte sich David auf und das ganze Volk, das bei ihm war, und sie setzten über den Jordan; und als es lichter Morgen wurde, fehlte keiner, der nicht über den Jordan gegangen wäre.

23 Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht ausgeführt wurde, sattelte er seinen Esel, machte sich auf und ging heim in seine Stadt; und er bestellte sein Haus und erhängte sich; und er starb und wurde in das Grab seines Vaters gelegt.

David in Mahanajim

24 David aber war nach Mahanajim gekommen, als Absalom über den Jordan zog, er und alle Männer von Israel mit ihm.

25 Und Absalom setzte Amasa an Joabs Stelle über das Heer. Dieser Amasa war der Sohn eines Mannes namens Jithra, eines Israeliten, der zu Abigail eingegangen war, der Tochter Nachaschs, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs.

26 Und Israel und Absalom lagerten sich im Land Gilead.

27 Und es geschah, als David nach Mahanajim gekommen war, da brachten Schobi, der Sohn des Nahas, aus der Ammoniterstadt Rabba, und Machir, der Sohn Ammiels, aus Lodebar, und Barsillai, der Gileaditer, aus Rogelim,

28 Betten, Becken, Töpfergefäße, auch Weizen, Gerste, Mehl und geröstetes Korn, Bohnen, Linsen und Geröstetes

29 sowie Honig und Dickmilch, Schafe und Kuhkäse als Speise für David und für das Volk, das bei ihm war; denn sie sprachen: Das Volk wird hungrig, müde und durstig sein in der Wüste!

Footnotes

  1. (17,3) w. wie die Rückkehr der Gesamtheit, [so] der Mann, dem du nachstellst; d.h. wenn David getötet wird, wird das ganze Volk Absalom als König annehmen.
  2. (17,12) w. an einem der Orte.
  3. (17,13) od. in das Tal.
  4. (17,17) bed. »Quelle des Walkers«; eine Wasserquelle südöstlich von Jerusalem.
  5. (17,21) d.h. den Jordan.

Ahitofel und Huschai beraten Absalom

17 Ahitofel machte Absalom noch einen Vorschlag: »Erlaube mir, dass ich sofort ein Heer von 12.000 Mann aufstelle und noch heute Nacht die Verfolgung von David aufnehme. Ich will ihn überraschen, solange er erschöpft und entmutigt ist. Wir werden seine Leute in Angst und Schrecken versetzen, sie werden fliehen, und dann bringe ich den König um. So wird nur er allein getötet, und ich kann dir ganz Israel als dein Volk zuführen. Dann herrscht wieder Frieden im Land!«

Dieser Vorschlag gefiel Absalom, und auch die Sippenoberhäupter von Israel stimmten zu. Trotzdem sagte Absalom: »Wir wollen erst noch hören, was der Arkiter Huschai dazu meint. Jemand soll ihn holen!« Als Huschai da war, erklärte Absalom ihm Ahitofels Plan und fragte: »Was denkst du, sollen wir so vorgehen, oder hast du eine bessere Idee?«

Huschai antwortete: »Mir scheint, diesmal hat Ahitofel dir keinen guten Rat gegeben. Du kennst doch deinen Vater und seine Männer: Sie alle sind kampferprobte Soldaten. Sie werden erbittert kämpfen wie eine Bärin, der man die Jungen weggenommen hat. Dein Vater ist ein erfahrener Heerführer, er wird kaum bei seinen Leuten übernachten. Wahrscheinlich hat er sich längst in einer Höhle oder sonst irgendwo versteckt. Wenn gleich am Anfang einige deiner Soldaten fallen und es überall heißt: ›Absaloms Heer hat eine Niederlage erlitten!‹, 10 dann bekommen alle deine Männer es mit der Angst zu tun, selbst wenn sie tapfer sind wie Löwen. Da kannst du sicher sein! Denn in Israel weiß jeder, dass dein Vater ein erfahrener Heerführer ist und die besten Soldaten um sich hat.

11 Darum rate ich dir: Berufe alle wehrfähigen Israeliten ein, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden; dann kannst du ein riesiges Heer aufstellen, mit Soldaten so zahlreich wie der Sand am Meer. Du musst sie aber selbst anführen. 12 Dann spüren wir David auf, egal wo er sich versteckt. Du wirst sehen: Wir fallen über seine Soldaten her und verschonen niemand, so wie Tau am frühen Morgen auf die Erde fällt und alles bedeckt. Keiner wird mit dem Leben davonkommen, auch er selbst nicht. 13 Hat David sich aber in einer Stadt verschanzt, dann sollen deine Männer Seile an der Mauer befestigen und die ganze Stadt ins Tal schleifen. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben!«

14 Da waren sich Absalom und die führenden Israeliten einig: »Huschais Vorschlag ist besser als Ahitofels.« Sie wussten nicht, dass der Herr hier seine Hand im Spiel hatte: Er vereitelte Ahitofels Plan, obwohl er eigentlich der bessere war. Denn der Herr wollte Absalom ins Unglück stürzen.

David erfährt von Absaloms Plan

15 Huschai berichtete den Priestern Zadok und Abjatar, was Ahitofel Absalom und den Sippenoberhäuptern Israels geraten hatte. Auch von seinem eigenen Vorschlag erzählte er ihnen. 16 Dann sagte er: »Schickt nun sofort einen Boten zu David. Er soll ihm alles mitteilen und ihn warnen, auf keinen Fall am Rand der Wüste zu übernachten! Er muss unbedingt heute noch den Jordan überqueren, sonst ist er verloren und mit ihm alle seine Begleiter.«

17 Jonatan und Ahimaaz warteten inzwischen außerhalb von Jerusalem bei der Quelle Rogel, denn sie durften sich in der Stadt nicht sehen lassen. Eine Magd überbrachte ihnen die Nachricht für David. 18 Doch sie wurden von einem jungen Mann gesehen, der gleich zu Absalom ging und es ihm meldete. Schnell brachen die beiden auf; unterwegs fanden sie bei einem Mann in Bahurim Unterschlupf. Sie versteckten sich in der Zisterne in seinem Hof. 19 Die Frau des Mannes breitete eine Decke über die Öffnung und streute Getreidekörner zum Trocknen darauf aus, damit niemand etwas merkte.

20 Bald kamen Soldaten Absaloms zu dem Haus und fragten die Frau: »Wo sind Ahimaaz und Jonatan?« Sie antwortete: »Die beiden sind fortgegangen, sie wollten den Bach dort überqueren.« Die Männer suchten weiter. Als sie nichts fanden, kehrten sie unverrichteter Dinge nach Jerusalem zurück.

21 Kaum waren Absaloms Leute verschwunden, kletterten Ahimaaz und Jonatan aus der Zisterne und eilten zu David, um ihm Bericht zu erstatten. »Ihr müsst sofort den Jordan überqueren!«, sagten sie zu ihm und erzählten, was Ahitofel Absalom geraten hatte. 22 Schnell brachen David und alle seine Begleiter auf und überquerten noch in derselben Nacht den Jordan. Beim Morgengrauen war auch der Letzte von ihnen am anderen Ufer angelangt.

23 Als Ahitofel merkte, dass Absalom nicht auf seinen Rat hörte, sattelte er seinen Esel und ritt in seine Heimatstadt zurück. Zu Hause regelte er noch die letzten Dinge, dann erhängte er sich. Man begrub ihn in seinem Familiengrab.

24 David war schon in Mahanajim angekommen, als Absalom noch mit dem israelitischen Heer den Jordan überquerte. 25 Absalom hatte Amasa zu seinem Heerführer ernannt, denn Joab war bei David. Amasa war der Sohn eines Ismaeliters[a] namens Jeter; seine Mutter hieß Abigal, sie war eine Tochter von Isai[b] und die Schwester von Joabs Mutter Zeruja. 26 Absalom und die Israeliten schlugen ihr Heerlager bei Gilead auf.

27 David war noch nicht lange in Mahanajim, als drei Männer zu ihm kamen: Schobi, ein Sohn von Nahasch aus Rabba, der Hauptstadt der Ammoniter, Machir, ein Sohn von Ammiël aus Lo-Dabar, und Barsillai aus Roglim in Gilead. 28-29 Die drei brachten David und seinen Männern Schlafmatten mit, Töpfe und Schüsseln, Weizen, Gerste, Mehl, geröstete Getreidekörner, Bohnen und Linsen, Honig, Butter und Käse sowie einige Schafe und Ziegen. Denn sie dachten: »Bestimmt sind sie hungrig, durstig und erschöpft von ihrem Marsch durch die Wüste.«

Footnotes

  1. 17,25 So nach 1. Chronik 2,17 und einigen Handschriften der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: eines Israeliten.
  2. 17,25 So nach 1. Chronik 2,13‒16. Im hebräischen Text steht hier der Name Nahasch.

Hiobs Antwort auf Bildad: Er anerkennt Gottes Allmacht

Da antwortete Hiob und sprach:

Wahrhaftig, ich weiß, dass es sich so verhält; und wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?

Wenn er mit Ihm rechten wollte, so könnte er Ihm auf tausend nicht eins antworten.

Er hat ein weises Herz und ist von ungebrochener Kraft; wer hat ihm je getrotzt und ist heil davongekommen?

Er versetzt Berge, und man merkt es nicht; er, der sie umkehrt in seinem Zorn.

Er stört die Erde auf von ihrem Ort, sodass ihre Säulen erzittern.

Er gebietet der Sonne, und sie geht nicht auf; er verschließt die Sterne mit einem Siegel[a].

Er allein spannt den Himmel aus und schreitet auf Meereswogen einher.

Er machte den Großen Bären, den Orion und das Siebengestirn, samt den Kammern des Südens.

10 Er tut große Dinge, die unerforschlich sind, und Wunderwerke ohne Zahl.

11 Siehe, er geht an mir vorüber, und ich sehe ihn nicht; er zieht vorbei, und ich bemerke ihn nicht.

12 Siehe, wenn er dahinrafft, wer kann ihn hindern? Wer kann ihm zurufen: Was machst du da?

13 Gott lässt von seinem Zorn nicht ab; selbst Rahabs Helfer[b] müssen sich unter ihn beugen.

14 Wie viel weniger könnte ich ihm da antworten, und Worte finden, um mit ihm zu reden!

15 Auch wenn ich im Recht wäre, könnte ich ihm nichts erwidern, sondern müsste meinen Richter um Gnade anflehen.

16 Wenn ich rufe, wird er mir antworten? Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört;

17 denn im Sturm zermalmt er mich und fügt mir ohne Ursache viele Wunden zu.

18 Er lässt mich nicht einmal Atem holen, sondern sättigt mich mit bitteren Leiden.

19 Kommt"s auf die Kraft des Starken an, siehe, er hat sie, und wenn aufs Recht, wer lädt mich vor?

20 Wenn ich mich auch rechtfertige, so wird mich doch mein Mund verurteilen, und bin ich auch untadelig, so wird er mich doch für verkehrt erklären.

Hiob bezichtigt Gott der Ungerechtigkeit

21 Ich bin untadelig, dennoch kümmert mich meine Seele nicht; ich verachte mein Leben.

22 Darum sage ich: Es ist einerlei; Untadelige und Gottlose bringt er gleicherweise um!

23 Wenn die Geißel plötzlich tötet, so lacht er über die Prüfung der Unschuldigen.

24 Die Erde ist in die Gewalt des Frevlers gegeben; das Angesicht ihrer Richter verhüllt Er; wenn nicht Er, wer dann?

25 Und meine Tage sind schneller dahingeeilt als ein Läufer; sie sind entflohen und haben nichts Gutes gesehen;

26 sie sind vorbeigezogen wie Rohrschiffe, wie ein Adler, der sich auf Beute stürzt.

27 Wenn ich denke: »Ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter dreinschauen!«,

28 so muss ich meine vielen Schmerzen fürchten; denn ich weiß, dass du mich nicht freisprechen wirst!

29 Soll ich denn schuldig sein, was mühe ich mich vergeblich ab?

30 Wenn ich mich auch mit Schnee waschen würde und meine Hände mit Lauge reinigte,

31 so würdest du mich doch in die Grube tauchen, sodass sich meine eigenen Kleider vor mir ekelten!

32 Denn Er ist nicht ein Mann wie ich, dass ich Ihm antworten dürfte, dass wir miteinander vor Gericht gehen könnten;

33 es gibt auch keinen Mittler[c] zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legen könnte.

34 Er nehme aber seine Rute von mir, und sein Schrecken ängstige mich nicht mehr,

35 so wollte ich reden und keine Angst vor Ihm haben — aber so ist es bei mir nicht.

Footnotes

  1. (9,7) d.h. verdunkelt sie.
  2. (9,13) Das Seeungeheuer Rahab steht an anderen Stellen symbolisch für das Land Ägypten.
  3. (9,33) od. Schiedsmann (vgl. 1Tim 2,5).

Hiob: Wie kann ein Mensch vor Gott sein Recht bekommen?

Hiob erwiderte:

»Das alles weiß ich doch schon längst!
Nur eins verrate mir:
Wie kann ein Mensch vor Gott sein Recht bekommen?
Wenn er dich vor Gericht zieht und Anklage erhebt,
weißt du auf tausend Fragen keine Antwort.
Gott ist weise, stark und mächtig!
Wer hat sich je erfolgreich gegen ihn gestellt?
Ohne Vorwarnung verrückt er Berge,
und wenn er zornig wird, zerstört er sie.
Er lässt die Erde zittern und beben,
so dass ihre Säulen wanken.
Er spricht nur ein Wort –
schon verfinstert sich die Sonne,
die Sterne dürfen nicht mehr leuchten.
Er allein hat den Himmel ausgebreitet,
ist über die Wogen der Meere geschritten.
Den Großen Wagen hat er geschaffen,
den Orion, das Siebengestirn
und auch die Sternbilder des Südens.
10 Er vollbringt gewaltige Taten;
unzählbar sind seine Wunder,
kein Mensch kann sie begreifen!

11 Unbemerkt zieht er an mir vorüber;
er geht vorbei, er streift mich,
und ich nehme es gar nicht wahr!
12 Niemand kann ihn hindern,
wenn er etwas aus der Welt rafft.
Wer wagt es, ihn zu fragen:
›Halt! Was tust du da?‹
13 Gott lässt seinem Zorn freien Lauf;
er unterwarf sich seine Feinde,
die dem Meeresungeheuer[a] halfen,
als es sich ihm widersetzte.
14 Und ich? Was kann ich denn erwidern,
mit welchen Worten ihm entgegentreten?
15 Auch wenn ich schuldlos wäre,
könnte ich ihm nichts entgegnen,
nein, ich müsste ihn als meinen Richter noch um Gnade anflehen!
16 Selbst wenn ich darauf drängte,
dass er mir endlich eine Antwort gibt,
würde er mich kaum beachten.
17 Im Gegenteil: Er würde im Orkan mich packen
und grundlos meine Qual vermehren.
18 Er gönnt mir keine Atempause
und sättigt mich mit Bitterkeit.
19 Wollte ich meine Kraft mit ihm messen –
er ist der Stärkere!
Aber es geht ums Recht!
Warum lädt er mich nicht vor,
damit ich mich verteidigen kann?
20 Selbst wenn ich recht hätte,
würde Gott mich zum Geständnis zwingen;
ich müsste mich vor ihm für schuldig erklären,
auch wenn ich schuldlos wäre.
21 Ja, ich bin unschuldig!
Aber es ist mir völlig gleichgültig,
so sehr hasse ich mein Leben!
22 Es ist alles einerlei; deshalb sage ich:
Egal ob du gottlos bist oder fromm –
er bringt dich doch um!
23 Und wenn sein Schlag plötzlich Unschuldige trifft,
dann spottet er noch über ihren Schmerz!
24 Fällt ein Land Tyrannen in die Hände
und werden alle Richter blind für das Recht,
so hat Gott das getan! Wenn nicht er – wer sonst?

25 Meine Jahre sind vorbeigeeilt,
schneller als ein Läufer,
verschwunden sind sie ohne eine Spur von Glück.
26 Sie gleiten dahin,
geschwind wie ein Boot,
sie fliegen rascher als ein Adler,
der sich auf die Beute stürzt.
27 Wenn ich mir sage: Jetzt will ich mein Klagen vergessen,
will glücklich sein und mich freuen,
28 dann packt mich doch die Angst,
dass meine Schmerzen wiederkommen.

O Gott, ich weiß es: Du hältst mich für schuldig!
29 Ich bin ja schon verurteilt –
wozu soll ich mich noch abmühen?
30 Wenn ich meine Hände mit Schneewasser wüsche
oder mit Lauge reinigte, als Zeichen meiner Unschuld,
31 dann würdest du mich doch in eine Jauchegrube tauchen,
dass sich selbst meine Kleider vor mir ekelten!

32 Wärst du ein Mensch wie ich,
dann könnte ich dir antworten!
Wir würden beide vor Gericht gehen,
damit der Streit entschieden wird.
33 Aber es gibt keinen, der zwischen dir und mir entscheidet
und für Recht sorgt[b].
34 Hör auf, mich zu bestrafen!
Halte deine Schrecken von mir fern!
35 Dann könnte ich endlich frei und furchtlos reden,
denn ich bin mir keiner Schuld bewusst[c]

Footnotes

  1. 9,13 Wörtlich: Rahab. – Vgl. »Rahab« in den Sacherklärungen.
  2. 9,33 Wörtlich: der seine Hand auf uns beide legt. – Wahrscheinlich eine symbolische Handlung, mit der ein Schiedsspruch verkündet wurde.
  3. 9,35 So in Anlehnung an die griechische Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.