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Drittes Buch

Psalm 73

Ein Psalm Asaphs.

Nur[a] gut ist Gott gegen Israel,
gegen die, welche reinen Herzens sind.

Ich aber — fast wäre ich gestrauchelt mit meinen Füßen,
wie leicht hätte ich einen Fehltritt getan!

Denn ich beneidete die Übermütigen,
als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah.

Denn sie leiden keine Qual bis zu ihrem Tod,
und ihr Leib ist wohlgenährt.

Sie leben nicht in der Not der Sterblichen
und sind nicht geplagt wie andere Menschen.

Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck,
und Gewalttat ist das Gewand, das sie umhüllt.

Ihr Gesicht strotzt von Fett;
sie bilden sich sehr viel ein.[b]

Sie höhnen und reden boshaft von Bedrückung,
hochfahrend reden sie.

Sie reden, als käme es vom Himmel;
was sie sagen, muss gelten auf Erden.[c]

10 Darum wendet sich auch sein Volk ihnen zu,
und es wird von ihnen viel Wasser aufgesogen.[d]

11 Und sie sagen: »Wie sollte Gott es wissen?
Hat denn der Höchste Kenntnis davon?«

12 Siehe, das sind die Gottlosen;
denen geht es immer gut, und sie werden reich!

13 Ganz umsonst habe ich mein Herz rein erhalten
und meine Hände in Unschuld gewaschen;

14 denn ich bin doch den ganzen Tag geplagt worden,
und meine Züchtigung war jeden Morgen da!

15 Wenn ich gesagt hätte: »Ich will ebenso reden!«
— siehe, so hätte ich treulos gehandelt am Geschlecht deiner Söhne.

16 So sann ich denn nach, um dies zu verstehen;
aber es war vergebliche Mühe in meinen Augen

17 — bis ich in das Heiligtum Gottes ging[e]
und auf ihr Ende achtgab.

18 Fürwahr, du stellst sie auf schlüpfrigen Boden;
du lässt sie fallen, dass sie in Trümmer sinken.

19 Wie sind sie so plötzlich verwüstet worden!
Sie sind untergegangen und haben ein Ende mit Schrecken genommen.

20 Wie man einen Traum nach dem Erwachen verschmäht,
so wirst du, o Herr, wenn du dich aufmachst,[f] ihr Bild verschmähen.

21 Als mein Herz verbittert war
und ich in meinen Nieren das Stechen fühlte,

22 da war ich töricht und verstand nichts;
ich verhielt mich wie ein Vieh gegen dich.

23 Und dennoch bleibe ich stets bei dir;
du hältst mich bei meiner rechten Hand.

24 Du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich danach in Herrlichkeit auf!

25 Wen habe ich im Himmel [außer dir]?
Und neben dir begehre ich nichts auf Erden!

26 Wenn mir auch Leib und Seele vergehen,
so bleibt doch Gott ewiglich meines Herzens Fels und mein Teil.

27 Denn siehe, die fern von dir sind, gehen ins Verderben;
du vertilgst alle, die dir hurerisch die Treue brechen.[g]

28 Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich;
ich habe Gott, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht,
um alle deine Werke zu verkünden.

Footnotes

  1. (73,1) od. Fürwahr, gut …
  2. (73,7) w. Ihr Auge schaut aus dem Fett heraus, / die Gedanken ihres Herzens wallen über.
  3. (73,9) w. sie setzen ihren Mund in den Himmel; / ihre Zunge ergeht sich auf der Erde.
  4. (73,10) d.h. die Worte der Gesetzlosen werden von der Volksmasse bereitwillig aufgenommen.
  5. (73,17) Andere Übersetzung: bis ich eindrang in das heilige Walten (w. die heiligen Dinge / die Heiligtümer) Gottes.
  6. (73,20) d.h. wenn du aufstehst und dich aufmachst, Gericht zu üben (vgl. Ps 59,5-6).
  7. (73,27) w. die von dir weg huren. Hurerei (Unzucht) ist im AT häufig ein Bild für geistliche Untreue Gott gegenüber.

Drittes Buch

(Psalm 73–89)

Geht es den Menschen ohne Gott besser?

73 Ein Lied von Asaf.

Gott ist gut zu Israel, zu allen, die ein reines Herz haben.
    Das kann niemand bestreiten!
Ich aber wäre beinahe gestrauchelt;
    es fehlte nicht viel, und ich wäre zu Fall gekommen.
Denn ich beneidete die überheblichen Menschen:
    Ihnen geht es so gut, obwohl Gott ihnen gleichgültig ist.
Ihr Leben lang haben sie keine Schmerzen,
    sie strotzen vor Gesundheit und Kraft.
Sie müssen sich nicht abplagen wie andere Menschen,
    und die täglichen Sorgen sind ihnen ganz und gar fremd.
Wie ein Schmuckstück tragen sie ihren Stolz zur Schau,
    ja, sie prahlen sogar mit ihren Gewalttaten.
In ihren feisten Gesichtern
    spiegelt sich die Bosheit ihres Herzens wider.
Mit Verachtung schauen sie auf andere herab und verhöhnen sie,
    mit zynischen Worten setzen sie jeden unter Druck.
Sie tun, als kämen ihre Worte vom Himmel;
    sie meinen, ihre Sprüche seien für die ganze Menschheit wichtig.
10 Darum läuft sogar Gottes Volk ihnen nach,
    gierig saugt es ihre Worte auf wie frisches Wasser.[a]
11 Denn diese eingebildeten Leute sagen:
»Gott kümmert sich um nichts – wie sollte er auch?
    Er thront weit oben und weiß nicht, was sich hier unten abspielt!«
12 Selbstsicher und sorglos leben sie in den Tag hinein,
    ihr Vermögen und ihre Macht werden immer größer.
13 War es denn völlig umsonst, dass ich mir ein reines Gewissen bewahrte
    und mir nie etwas zuschulden kommen ließ?
14 Jeder Tag wird mir zur Qual,
    eine Strafe ist er schon am frühen Morgen!

15 Hätte ich mir vorgenommen:
»Ich will genauso vermessen reden wie sie!«,
    dann hätte ich dein ganzes Volk verraten.
16 Also versuchte ich zu begreifen,
warum es dem Gottlosen gut und dem Frommen schlecht geht,
    aber es war viel zu schwer für mich.

17 Schließlich ging ich in dein Heiligtum,
und dort wurde mir auf einmal klar:
    Entscheidend ist, wie ihr Leben endet!
18 Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden
    und wirst sie ins Verderben stürzen.
19 Ganz plötzlich wird sie das Entsetzen packen,
    sie werden ein Ende mit Schrecken nehmen.
20 Wie ein Traum beim Erwachen verschwindet,
    so vergehen sie, wenn du dich erhebst, o Herr.

21 Als ich verbittert war
    und mich vor Kummer verzehrte,
22 da war ich dumm wie ein Stück Vieh,
    ich hatte nichts begriffen.
23 Jetzt aber bleibe ich immer bei dir,
    und du hältst mich bei der Hand.
24 Du führst mich nach deinem Plan
    und nimmst mich am Ende in Ehren auf.
25 Herr, wenn ich nur dich habe,
    bedeuten Himmel und Erde mir nichts.
26 Selbst wenn meine Kräfte schwinden und ich umkomme,
    so bist du, Gott, doch allezeit meine Stärke –
    ja, du bist alles, was ich brauche[b]!

27 Eines ist sicher: Wer dich ablehnt, wird zugrunde gehen;
    du vernichtest jeden, der dir die Treue bricht.
28 Ich aber darf dir immer nahe sein, das ist mein ganzes Glück!
Dir vertraue ich, Herr, mein Gott;
    von deinen großen Taten will ich allen erzählen.

Footnotes

  1. 73,10 Wörtlich: Darum wendet sich sein Volk ihnen zu. Wasser in Fülle wird bei ihnen ausgetrunken.
  2. 73,26 Wörtlich: so bist du der Fels meines Herzens und mein Erbteil für immer.

Psalm 77

Dem Vorsänger. Für Jeduthun.
Ein Psalm Asaphs.

Ich rufe zu Gott und will schreien;
zu Gott rufe ich, und er wolle auf mich hören!

Zur Zeit meiner Not[a] suche ich den Herrn;
meine Hand ist bei Nacht ausgestreckt und ermüdet nicht,
meine Seele will sich nicht trösten lassen.

Denke ich an Gott, so muss ich seufzen,
sinne ich nach, so ermattet mein Geist. (Sela.)

Du hältst meine Augenlider offen;
ich werfe mich hin und her und kann nicht reden.

Ich gedenke an die alte Zeit,
an die Jahre der Urzeit;

ich gedenke an mein Saitenspiel in der Nacht,
ich sinne in meinem Herzen nach,
und es forscht mein Geist:

Wird denn der Herr auf ewig verstoßen
und niemals wieder gnädig sein?

Ist"s denn ganz und gar aus mit seiner Gnade,
und ist die Verheißung zunichte für alle Geschlechter?

10 Hat denn Gott vergessen, gnädig zu sein,
und im Zorn seine Barmherzigkeit verschlossen? (Sela.)

11 Und ich sage: Ich will das erleiden,
die Änderungen, welche die rechte Hand des Höchsten getroffen hat.[b]

12 Ich will gedenken an die Taten des Herrn;
ja, ich gedenke an deine Wunder aus alter Zeit,

13 und ich sinne nach über alle deine Werke
und erwäge deine großen Taten:

14 O Gott, dein Weg ist heilig![c]
Wer ist ein so großer Gott wie du, o Gott?

15 Du bist der Gott, der Wunder tut;
du hast deine Macht erwiesen an den Völkern!

16 Du hast dein Volk erlöst
mit deinem Arm,
die Kinder Jakobs und Josephs. (Sela.)

17 Als dich, o Gott, die Wasser sahen,
als dich die Wasser sahen, da brausten sie;
ja, das Meer wurde aufgeregt.

18 Die Wolken gossen Wasser aus,
es donnerte im Gewölk,
und deine Pfeile fuhren daher.

19 Deine Donnerstimme erschallte im Wirbelwind,
Blitze erhellten den Erdkreis;
die Erde erbebte und zitterte.

20 Dein Weg führte durch das Meer
und dein Pfad durch gewaltige Fluten,
und deine Fußstapfen waren nicht zu erkennen.

21 Du führtest dein Volk wie eine Herde
durch die Hand von Mose und Aaron.

Psalm 78

Ein Maskil; von Asaph.

Höre, mein Volk, meine Lehre;
neigt eure Ohren zu den Reden meines Mundes!

Ich will meinen Mund zu einer Gleichnisrede öffnen,
will Rätsel vortragen aus alter Zeit.

Was wir gehört und gelernt haben
und was unsere Väter uns erzählt haben,

das wollen wir ihren Kindern nicht vorenthalten,
sondern den Ruhm des Herrn erzählen dem späteren Geschlecht,
seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.

Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob
und ein Gesetz gegeben in Israel;
und er gebot unseren Vätern,
es ihren Kindern zu verkünden,

damit das spätere Geschlecht es wisse,
die Kinder, die noch geboren werden sollten,
damit auch sie aufständen
und es ihren Kindern erzählten;

damit diese auf Gott ihr Vertrauen setzten
und die Taten Gottes nicht vergäßen
und seine Gebote befolgten

und nicht würden wie ihre Väter,
ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht,
ein Geschlecht, das kein festes Herz hatte,
und dessen Geist nicht treu war gegen Gott.

Die Söhne Ephraims [waren wie] gerüstete Bogenschützen,
die sich umwenden am Tag der Schlacht.

10 Sie bewahrten den Bund Gottes nicht
und weigerten sich, nach seinem Gesetz zu wandeln.

11 Und sie vergaßen seine Taten und seine Wunder,
die er sie hatte sehen lassen.

12 Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan
im Land Ägypten, im Gebiet von Zoan.

13 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch
und türmte die Wasser auf wie einen Damm.

14 Er leitete sie bei Tag mit einer Wolke
und mit dem Licht eines Feuers durch die ganze Nacht.

15 Er spaltete Felsen in der Wüste
und tränkte sie wie mit großen Fluten;

16 er ließ Bäche aus dem Felsen hervorspringen
und Wasser herabfließen in Strömen.

17 Dennoch fuhren sie fort, gegen ihn zu sündigen
und den Höchsten zu erzürnen in der Wüste.

18 Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen,
indem sie Speise forderten für ihr Gelüste.

19 Und sie redeten gegen Gott und sprachen:
»Kann Gott uns wohl einen Tisch bereiten in der Wüste?

20 Siehe, er hat den Felsen geschlagen,
dass Wasser flossen und Bäche sich ergossen.
Kann er aber auch Brot geben?
Wird er seinem Volk Fleisch verschaffen?«

21 Darum, als der Herr das hörte,
da wurde er zornig,
und Feuer entbrannte gegen Jakob,
ja, Zorn stieg auf über Israel,

22 weil sie Gott nicht glaubten
und nicht auf seine Rettung vertrauten.

23 Und doch hatte er den Wolken droben geboten
und die Türen des Himmels geöffnet;

24 und hatte Manna auf sie regnen lassen zum Essen
und ihnen Himmelskorn gegeben.

25 Der Mensch aß das Brot der Starken;
er sandte ihnen Speise, bis sie satt waren.

26 Er ließ den Ostwind am Himmel hinfahren
und führte durch seine Kraft den Südwind herbei;

27 er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub
und Geflügel wie Sand am Meer,

28 und ließ sie mitten in ihr Lager fallen,
rings um ihre Wohnung her.

29 Da aßen sie und wurden völlig satt;
er gewährte ihnen, wonach sie gelüstet hatten.

30 Sie hatten ihre Begierde noch nicht gestillt,
und ihre Speise war noch in ihrem Mund,

31 da erhob sich der Zorn Gottes gegen sie;
und er tötete die Vornehmsten[d] unter ihnen,
und die auserwählten [Krieger] Israels streckte er nieder.

32 Trotz alledem sündigten sie weiter
und glaubten nicht an seine Wunder.

33 Darum ließ er ihre Tage wie einen Hauch vergehen
und ihre Jahre in Schrecken.

34 Wenn er sie schlug, so fragten sie nach ihm
und kehrten wieder um und suchten Gott;

35 und sie gedachten daran, dass Gott ihr Fels ist,
und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.

36 Aber sie heuchelten vor ihm mit ihrem Mund
und logen mit ihren Zungen;

37 denn ihr Herz war nicht aufrichtig gegen ihn,
und sie hielten nicht treu an seinem Bund fest.

38 Er aber war barmherzig und vergab[e] die Schuld
und vertilgte sie nicht;
und oftmals wandte er seinen Zorn ab
und erweckte nicht seinen ganzen Grimm;

39 denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind,[f]
ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkehrt.

40 Wie oft lehnten sie sich gegen ihn auf in der Wüste
und betrübten ihn in der Einöde!

41 Und sie versuchten Gott immer wieder
und bekümmerten den Heiligen Israels.

42 Sie gedachten nicht an seine Hand,
an den Tag, als er sie von dem Feind erlöste;

43 als er seine Zeichen tat in Ägypten
und seine Wunder im Gebiet von Zoan;

44 als er ihre Ströme in Blut verwandelte
und ihre Bäche, sodass man nicht trinken konnte;

45 als er Ungeziefer unter sie sandte, das sie fraß,
und Frösche, die sie verderbten;

46 als er dem Vertilger[g] ihren Ertrag gab
und der Heuschrecke die Frucht ihrer Arbeit;

47 als er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug
und ihre Maulbeerbäume durch eine verheerende Wasserflut,

48 und ihr Vieh dem Hagel preisgab
und ihre Herden den Blitzen;

49 als er gegen sie die Glut seines Zornes entsandte,
Wut und Grimm und Drangsal,
eine ausgesandte Schar Verderben bringender Engel;

50 als er seinem Zorn den Lauf ließ,
ihre Seele nicht vor dem Tod bewahrte,
sondern ihr Leben der Pest preisgab;

51 als er alle Erstgeburt in Ägypten schlug,
die Erstlinge der Kraft in den Zelten Hams.

52 Und er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe
und leitete sie wie eine Herde in der Wüste

53 und führte sie sicher, dass sie sich nicht fürchteten;
ihre Feinde aber bedeckte das Meer.

54 Und er brachte sie in sein heiliges Land,[h]
zu diesem Berg, den seine Rechte erworben hat.

55 Und er vertrieb die Heiden vor ihnen her
und teilte ihnen das Erbe aus mit der Messschnur
und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.

56 Aber sie versuchten Gott, den Höchsten,
und waren widerspenstig gegen ihn
und bewahrten seine Zeugnisse nicht,

57 sondern sie wichen zurück und fielen ab wie ihre Väter;
sie gingen fehl wie ein trügerischer Bogen.

58 Und sie reizten ihn zum Zorn durch ihre Höhen
und zur Eifersucht durch ihre Götzenbilder.

59 Gott hörte es und geriet in Zorn,
und er verabscheute Israel sehr.

60 Und er verließ[i] seine Wohnung in Silo,
das Zelt, das er unter den Menschen aufgeschlagen hatte;

61 und er gab seine Macht in Gefangenschaft
und seine Herrlichkeit in Feindeshand.

62 Er überlieferte sein Volk dem Schwert
und war zornig über sein Erbe.

63 Seine jungen Männer verzehrte das Feuer,
und seine Jungfrauen mussten ohne Brautlied bleiben.

64 Seine Priester fielen durchs Schwert,
und seine Witwen konnten keine Totenklage halten.

65 Da erwachte der Herr wie ein Schlafender,
wie ein Held, der aufjauchzt vom Wein.

66 Und er schlug seine Feinde in die Flucht,
ewige Schande fügte er ihnen zu.

67 Und er verwarf das Zelt Josephs
und erwählte nicht den Stamm Ephraim,

68 sondern er erwählte den Stamm Juda,
den Berg Zion, den er liebt.

69 Und er baute sein Heiligtum gleich Himmelshöhen,
gleich der Erde, die er auf ewig gegründet hat.

70 Und er erwählte seinen Knecht David
und nahm ihn von den Schafhürden weg.

71 Als er den tragenden Schafen nachging, holte Er ihn,
Dass er Jakob weiden sollte, sein Volk,
und Israel, sein Erbe.

72 Und er weidete sie mit aller Treue seines Herzens
und leitete sie mit weiser Hand.

Footnotes

  1. (77,3) od. Am Tag meiner Drangsal.
  2. (77,11) w. Dies ist mein Schmerz: / Dass sich geändert hat die rechte Hand des Höchsten; d.h. dass Gottes Rechte nicht mehr schützend und helfend eingreift.
  3. (77,14) od. dein Weg ist im Heiligtum.
  4. (78,31) od. die Kräftigen.
  5. (78,38) od. sühnte / bedeckte.
  6. (78,39) d.h. sterbliche, sündige Menschen.
  7. (78,46) ein anderes Wort für die Heuschrecke.
  8. (78,54) od. in die Grenzen seines Heiligtums.
  9. (78,60) od. verwarf.

Gott, hast du uns für immer verstoßen?

77 Ein Lied von Asaf. Für Jedutun.

Ich rufe zu Gott, ja, ich schreie mein Gebet hinaus,
    damit er mich endlich hört.
Ich habe große Angst und sehe keinen Ausweg mehr.
Unaufhörlich bete ich zu Gott –
sogar in der Nacht strecke ich meine Hände nach ihm aus.
    Ich bin untröstlich.

Wenn ich an Gott denke, fange ich an zu seufzen;
    grüble ich über meine Lage nach, so verliere ich allen Mut.
Ich kann nicht schlafen, weil er mich wach hält;
    die Unruhe treibt mich umher und lässt mich verstummen.

Ich erinnere mich an frühere Zeiten,
    an Jahre, die längst vergangen sind,
als ich beim Spiel auf der Harfe noch fröhlich sein konnte.
Jede Nacht grüble ich nach;
    das Herz wird mir schwer,
    weil meine Gedanken immer um die gleichen Fragen kreisen:
Hat der Herr uns für alle Zeiten verstoßen?
    Wird er nie wieder freundlich zu uns sein?
Ist seine Gnade für immer zu Ende?
    Gelten seine Zusagen nicht mehr?
10 Hat Gott vergessen, uns gnädig zu sein?
    Warum verschließt er vor uns im Zorn sein Herz?
11 Das ist es, was mich am meisten schmerzt:
    Gott, der Höchste, verhält sich jetzt anders als vorher –
    er setzt sich nicht mehr für uns ein!

12 Ich erinnere mich an deine großen Taten, Herr,
    und denke an die Wunder, die du einst vollbracht hast.
13 Ich führe mir vor Augen, was du getan hast,
    immer wieder mache ich es mir bewusst.
14 O Gott, heilig ist alles, was du tust.
    Kein anderer Gott ist so mächtig wie du!
15 Du allein bist der Gott, der Wunder vollbringt;
    du hast die Völker deine Macht spüren lassen.
16 Mit starker Hand hast du dein Volk
aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit,
    die Nachkommen von Jakob und Josef.
17 Als dich die Wasserfluten sahen, begannen sie zu brodeln,
    sogar die Tiefen des Meeres erzitterten vor dir.
18 Aus den Wolken floss strömender Regen,
gewaltige Donnerschläge krachten,
    und deine Blitze durchzuckten die Luft.
19 Ja, im Sturm donnerte deine Stimme;
grelle Blitze erhellten die Erde,
    sie zitterte und bebte.
20 Du bahntest dir einen Weg mitten durch das Meer.
Dein Pfad führte durch mächtige Fluten,
    doch deine Spuren konnte niemand erkennen.
21 Durch Mose und Aaron, deine Diener,
    hast du dein Volk wie ein Hirte geführt.

Israels Geschichte – Gott straft und rettet sein Volk

78 Von Asaf, zum Nachdenken.

Höre, mein Volk, auf meine Weisungen;
    gib acht auf das, was ich dir sage!
Ich will in Sprüchen der Weisheit zu euch reden,
    die dunklen Rätsel aus alten Zeiten will ich euch erklären.
Was wir gehört und erfahren haben,
    was schon unsere Väter uns erzählten,
das wollen wir auch unseren Kindern nicht verschweigen.
    Jede Generation soll von Gottes mächtigen Taten hören,
von allen Wundern, die der Herr vollbracht hat.
Er gab Israel sein Gesetz,
    den Nachkommen von Jakob gab er seine Gebote.
Unseren Vorfahren befahl er,
    sie ihren Kindern bekannt zu machen.
So soll jede Generation seine Weisungen kennen lernen –
    alle Kinder, die noch geboren werden.
Auch diese sollen sie ihren Nachkommen einprägen.
Sie alle sollen auf Gott ihr Vertrauen setzen
und seine Machttaten nicht vergessen.
    Was er befohlen hat, sollen sie tun
und nicht so handeln wie ihre Vorfahren,
    die sich gegen Gott auflehnten und sich ihm widersetzten:
Sie waren untreu und unbeständig.

Die Ephraimiter verfügten über gut ausgerüstete Bogenschützen.
    Trotzdem flohen sie, als es zur Schlacht kam.
10 Sie hatten den Bund gebrochen, den Gott mit ihnen geschlossen hatte,
    und weigerten sich, nach seinem Gesetz zu leben.
11 Sie vergaßen seine großen Taten – alle Wunder,
    die er sie mit eigenen Augen hatte sehen lassen.
12 Ja, schon ihre Vorfahren hatten seine Wunder erlebt,
    damals in Ägypten im Gebiet von Zoan.
13 Er teilte das Meer und ließ sie hindurchziehen,
    das Wasser türmte er auf wie einen Wall.
14 Am Tag führte er sie mit einer Wolke
    und in der Nacht mit hellem Feuerschein.
15 In der Wüste spaltete er Felsen
    und gab ihnen Wasser aus der Tiefe in Hülle und Fülle.
16 Ganze Bäche brachen aus den Felsspalten hervor
    und stürzten herab wie ein Wasserfall.

17 Aber unsere Vorfahren sündigten weiter gegen Gott, den Höchsten,
    dort in der Wüste lehnten sie sich gegen ihn auf.
18 Sie forderten Gott heraus und verlangten von ihm die Speise,
    auf die sie gerade Lust hatten.
19 Voller Misstrauen fragten sie:
    »Ist Gott denn überhaupt in der Lage,
    uns hier in der Wüste den Tisch zu decken?
20 Den Felsen hat er zwar gespalten,
    und das Wasser floss in Strömen heraus –
aber kann er auch Brot herbeischaffen,
    kann er für sein Volk Fleisch auftreiben?«
21 Als der Herr das hörte, wurde er zornig auf Israel;
    sein Zorn über sie entflammte wie ein zerstörendes Feuer.
22 Denn sie glaubten ihm nicht
    und rechneten nicht mit seiner Hilfe.

23 Dennoch gab er den Wolken Anweisungen
    und öffnete die Schleusen des Himmels.
24 Er ließ das Manna auf sie herabregnen,
    Getreide vom Himmel gab er ihnen zu essen –
25 ja, sie aßen das Brot der Engel![a]
    Gott gab ihnen mehr als genug zum Sattwerden.
26 Dann ließ er den Ostwind losbrausen
    und schickte auch den Südwind auf seine stürmische Reise.
27 Er ließ Fleisch auf sie herabregnen:
    Vögel, so zahlreich wie der Sand am Meer.
28 Mitten ins Lager ließ er sie fallen,
    rings um ihre Zelte war alles damit bedeckt.
29 Sie aßen davon und wurden mehr als satt;
    so gab Gott ihnen das, was sie verlangten.
30 Doch sie hatten ihre Gier kaum gestillt
    und sich das Fleisch gerade erst in den Mund geschoben,
31 als Gott aufs Neue zornig wurde.
Er brachte ihre stärksten Männer um
    und vernichtete die jungen Krieger Israels.

32 Dennoch sündigten sie weiter und vertrauten ihm nicht,
    obwohl er all diese Wunder vollbracht hatte.
33 Da ließ er ihr Leben ohne jeden Sinn verstreichen,
    von Angst erfüllt gingen ihre Jahre dahin.
34 Immer wenn Gott einige von ihnen tötete, fragten sie wieder nach ihm,
    von Reue ergriffen suchten sie Gott.
35 Dann erinnerten sie sich, dass er ihr Beschützer war,
    dass er, der Höchste, sie befreit hatte.
36 Aber ihre Reue war nicht echt: Jedes ihrer Worte war eine Lüge,
    nichts von dem, was sie sagten, war ehrlich.
37 Ihr Vertrauen auf Gott war schwach und unbeständig;
    sie standen nicht treu zu dem Bund,
    den er mit ihnen geschlossen hatte.

38 Trotzdem blieb er barmherzig,
    vergab ihre Schuld und vernichtete sie nicht.
Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück,
    anstatt ihm freien Lauf zu lassen.
39 Er wusste ja, wie vergänglich sie waren –
    flüchtig wie ein Hauch, der verweht und nicht wiederkehrt.

40 Wie oft boten sie Gott die Stirn,
    wie oft verletzten sie ihn tief, dort in der Wüste!
41 Immer wieder forderten sie ihn heraus,
    sie beleidigten den heiligen Gott Israels.
42 Sie vergaßen seine Macht und den Tag,
    an dem er sie von ihren Feinden erlöst hatte.

43 Damals vollbrachte er viele Zeichen und Wunder
    in dem Gebiet von Zoan im Land Ägypten.
44 Er verwandelte die Ströme und Bäche der Ägypter in Blut,
    so dass niemand mehr daraus trinken konnte.
45 Er schickte ihnen Insektenschwärme, die sie plagten,
    und Frösche, die ihnen Verderben brachten.
46 Ihre Ernte überließ er gefräßigen Heuschrecken,
    die den Ertrag ihrer Arbeit vernichteten.
47 Ihre Weinstöcke zerschlug er durch Hagel,
    ihre Feigenbäume wurden durch Eisstücke zerstört.
48 Auch das Vieh lieferte er dem Hagel aus,
    ganze Herden kamen durch die Blitze um.
49 Sein Zorn auf die Ägypter war grenzenlos,
darum quälte er sie in seiner rasenden Wut
    und ließ eine Schar von Unglücksengeln[b] auf sie los.
50 Ja, er hielt seinen Zorn nicht länger zurück;
er verschonte sie nicht mehr vor dem Tod,
    sondern ließ sie durch die Pest umkommen.
51 Jeden ältesten Sohn tötete er in den Familien der Ägypter,
    es traf alle Erstgeborenen der Nachkommen von Ham.
52 Dann ließ Gott sein Volk aufbrechen
    und führte es durch die Wüste wie ein Hirte seine Schafe.
53 Sie fürchteten sich nicht, so sicher führte er sie;
    für ihre Feinde aber wurde das Meer zum Grab.
54 Er brachte sein Volk bis in sein Heiliges Land,
    bis zu den Bergen, die er mit eigener Hand für sie erwarb.
55 Ganze Völker vertrieb er aus diesem Gebiet
und verteilte es unter die Stämme Israels.
    Die Häuser der Vertriebenen waren nun ihre Wohnungen.

56 Doch erneut forderten sie Gott, den Höchsten, heraus
und lehnten sich wieder einmal gegen ihn auf.
    Seine Gebote waren ihnen gleichgültig.
57 Sie wandten sich von ihm ab
und verließen ihn treulos wie schon ihre Vorfahren;
    sie waren unzuverlässig wie ein schlaffer Bogen,
    mit dem man nicht schießen kann.
58 Sie erzürnten Gott, indem sie auf den Bergen
Opferstätten für fremde Götter errichteten;
    mit ihren Götzenbildern reizten sie ihn zum Zorn.
59 Ja, er geriet außer sich vor Zorn
    und gab Israel völlig auf.
60 Er verließ sein Heiligtum in Silo –
    das Zelt, in dem er den Menschen nahe gewesen war.
61 Die Bundeslade, das Zeichen seiner Macht und Ehre,
    gab er in die Hände der Feinde.
62 Er war zornig über sein Volk
    und lieferte es dem Schwert der Gegner aus.
63 Die jungen Männer kamen im Feuer um,
    den Mädchen sang man kein Hochzeitslied mehr.
64 Die Priester wurden mit dem Schwert getötet,
    ihre Witwen durften nicht einmal die Totenklage anstimmen.

65 Doch dann erhob sich der Herr, als hätte er geschlafen;
    er stand auf wie ein starker Krieger, der aus seinem Rausch erwacht.
66 Er schlug seine Feinde in die Flucht
    und machte sie für alle Zeiten zum Gespött.
67 Die Nachkommen von Josef ließ er fallen,
    vom Stamm Ephraim wollte er nichts mehr wissen.
68 Den Stamm Juda jedoch wählte er aus,
    den Berg Zion, dem seine Liebe gehört.
69 Dort errichtete er sein Heiligtum – hoch ragt es auf;
    fest und unerschütterlich wie die Erde steht es da.
70 Er wählte David als seinen Diener aus;
    von seiner Herde auf der Weide holte er ihn weg.
71 Bis dahin hatte David bloß Schafe gehütet,
    doch nun machte Gott ihn zum Hirten über Israel,
    über die Nachkommen von Jakob, sein erwähltes Volk.
72 David regierte mit aufrichtigem Herzen
    und führte die Israeliten mit kluger Hand.

Footnotes

  1. 78,25 Gemeint ist das Manna. Vgl. »Manna« in den Sacherklärungen.
  2. 78,49 Oder: Unglücksboten.