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Hiob demütigt sich vor Gott

40 Weiter redete der Herr mit Hiob und sprach:

Will der Tadler mit dem Allmächtigen hadern? Wer Gott zurechtweisen will, der antworte nun!

Da antwortete Hiob dem Herrn und sprach:

Siehe, ich bin zu gering; was soll ich dir erwidern? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen!

Ich habe einmal geredet und konnte nichts antworten, und noch ein zweites Mal, und ich will es nicht mehr tun!

Der Herr verweist Hiob auf seine Herrlichkeit und Macht

Und der Herr antwortete dem Hiob aus dem Gewittersturm und sprach:

Gürte doch deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, und du unterweise mich!

Willst du mein Rechtsurteil zunichtemachen, mich schuldig sprechen, damit du gerecht seist?

Ist denn dein Arm dem Arm Gottes gleich, oder sprichst du mit Donnerstimme wie er?

10 Schmücke dich doch mit Herrlichkeit und Hoheit, und bekleide dich mit Majestät und Pracht!

11 Gieße die Fluten deines Zornes aus; sieh jeden Hochmütigen an und demütige ihn!

12 Sieh jeden Hochmütigen an, erniedrige ihn; und zertrete die Gottlosen, wo sie stehen!

13 Begrabe sie miteinander im Staub, verhülle ihre Angesichter mit Finsternis!

14 Dann will auch ich dich preisen, dass deine Rechte dir zur Hilfe kommt.

Der Behemoth und seine Kraft

15 Sieh doch den Behemoth[a], den ich gemacht habe wie dich: Gras frisst er wie der Ochse!

16 Sieh doch, welche Kraft in seinen Lenden liegt und welche Stärke in seinen Bauchmuskeln!

17 Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind fest verflochten.

18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren, seine Gebeine wie Eisenstangen.

19 Er ist der Erstling der Wege Gottes; der ihn gemacht hat, reichte ihm sein Schwert.

20 Denn Futter tragen ihm die Berge, wo alle Tiere des Feldes spielen.

21 Unter Lotosgebüschen liegt er, versteckt im Rohr und Sumpf.

22 Lotosgebüsche bedecken ihn mit ihrem Schatten; die Bachweiden umgeben ihn.

23 Siehe, der Strom schwillt mächtig an — er fürchtet sich nicht; er bleibt auch ruhig, wenn ein Jordan sich in seinen Mund ergießt!

24 Kann man ihm in seine Augen greifen, kann man mit Fangseilen seine Nase durchbohren?

Der Leviathan ist für den Menschen unbezwingbar — »Wer aber kann vor mir bestehen?«

25 Ziehst du etwa den Leviathan[b] mit der Angel heraus, und kannst du seine Zunge mit einer Fangschnur fassen?

26 Kannst du ein Binsenseil durch seine Nase ziehen und einen Haken durch seine Kinnbacken stoßen?

27 Wird er dich lange anflehen oder dir freundliche Worte sagen?

28 Wird er einen Bund mit dir schließen, dass du ihn zum ewigen Knecht machst?

29 Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vögelchen oder ihn anbinden für deine Mädchen?

30 Feilschen etwa die Fischersleute um ihn, oder teilen ihn die Händler unter sich?

31 Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und mit Fischharpunen seinen Kopf?

32 Lege doch deine Hand einmal an ihn — du wirst den Kampf nicht vergessen, wirst es nicht noch einmal tun!

41 Siehe, die Hoffnung auf ihn wird getäuscht; wird man nicht schon bei seinem Anblick hingestreckt?

Niemand ist so tollkühn, dass er ihn reizen möchte; wer aber kann vor mir bestehen?

Wer hat mir zuvor gegeben, dass ich ihm vergelten sollte? Alles, was unter dem ganzen Himmel ist, gehört mir!

Ich will von seinen Gliedern nicht schweigen, sondern reden von seiner Kraftfülle und von der Schönheit seines Baus.

Wer kann sein Gewand aufdecken, und wer greift ihm in die Doppelreihe seiner Zähne?

Wer öffnet die Tore seines Rachens? Rings um seine Zähne lagert Schrecken.

Prächtig sind seine starken Schilder, fest zusammengeschlossen und versiegelt;

einer fügt sich an den anderen, sodass kein Luftzug dazwischenkommt;

jedes haftet fest an dem anderen, sie greifen ineinander und lassen sich nicht trennen.

10 Sein Niesen lässt Licht aufleuchten, und seine Augen sind wie die Strahlen der Morgenröte.

11 Aus seinem Rachen schießen Fackeln; Feuerfunken sprühen aus ihm heraus.

12 Aus seinen Nüstern kommt Rauch hervor wie aus einem siedenden Topf und einem Kessel.

13 Sein Hauch entzündet Kohlen, eine Flamme schießt aus seinem Rachen;

14 Stärke wohnt auf seinem Nacken, und Angst springt vor ihm her.

15 Die Wampen seines Fleisches haften aneinander; sie sind ihm fest angegossen, unbeweglich.

16 Sein Herz ist hart wie Stein und so fest wie der untere Mühlstein.

17 Die Helden erbeben, wenn er auffährt; vor Verzagtheit geraten sie außer sich.

18 Trifft man ihn mit dem Schwert, so hält es nicht stand, weder Speer noch Wurfspieß oder Harpune.

19 Er achtet Eisen für Stroh und Erz für faules Holz.

20 Kein Pfeil kann ihn in die Flucht schlagen, und Schleudersteine verwandeln sich ihm zu Spreu.

21 Er achtet die Keule für einen Halm und verlacht das Sausen des Wurfspießes.

22 Auf seiner Unterseite sind spitze Scherben; er zieht einen Dreschschlitten über den Schlamm dahin.

23 Er bringt die Tiefe zum Sieden wie einen Kessel, macht das Meer zu einem Salbentopf.

24 Hinter ihm her leuchtet der Pfad; man könnte die Flut für Silberhaar halten.

25 Auf Erden[c] ist nicht seinesgleichen; er ist geschaffen, um ohne Furcht zu sein.

26 Er schaut alle Hohen [furchtlos] an; er ist ein König über alle Stolzen.

Hiobs Demütigung und Reue

42 Da antwortete Hiob dem Herrn und sprach:

Ich erkenne, dass du alles vermagst und dass kein Vorhaben dir verwehrt werden kann.

»Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?« Fürwahr, ich habe geredet, was ich nicht verstehe, Dinge, die mir zu wunderbar sind und die ich nicht begreifen kann!

»Höre nun, ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich!«

Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen.

Darum spreche ich mich schuldig[d] und tue Buße in Staub und in Asche!

Hiob bittet für seine Freunde

Und es geschah, als der Herr diese Worte an Hiob vollendet hatte, da sprach der Herr zu Eliphas, dem Temaniter: Mein Zorn ist entbrannt über dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob.

So nehmt nun sieben Jungstiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und bringt sie als Brandopfer dar für euch selbst! Mein Knecht Hiob aber soll für euch bitten; denn nur ihn werde ich erhören[e], dass ich gegen euch nicht nach eurer Torheit handle; denn ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob!

Da gingen Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter, und machten es so, wie der Herr es ihnen befohlen hatte. Und der Herr erhörte Hiob.

Das gesegnete Ende Hiobs

10 Und der Herr wendete Hiobs Geschick, als er für seine Freunde bat; und der Herr erstattete Hiob alles doppelt wieder, was er gehabt hatte.

11 Und alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle seine früheren Bekannten kamen zu Hiob und aßen mit ihm in seinem Haus; und sie bezeugten ihm Teilnahme und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte, und schenkten ihm ein jeder eine Kesita[f] und einen goldenen Ring.

12 Und der Herr segnete das spätere Leben Hiobs mehr als sein früheres; er bekam 14 000 Schafe, 6 000 Kamele, 1 000 Joch Rinder und 1 000 Eselinnen.

13 Er bekam auch sieben Söhne und drei Töchter.

14 Und er gab der ersten den Namen Jemima, der zweiten den Namen Kezia und der dritten den Namen Keren-Happuch.

15 Und es wurden im ganzen Land keine so schönen Frauen gefunden wie Hiobs Töchter; und ihr Vater gab ihnen ein Erbteil unter ihren Brüdern.

16 Hiob aber lebte danach noch 140 Jahre und sah seine Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Geschlecht.

17 Und Hiob starb alt und lebenssatt.

Footnotes

  1. (40,15) bed. »Riesentier«. Die Beschreibung weist auf einen pflanzenfressenden Saurier hin, nicht, wie früher angenommen, auf das Nilpferd.
  2. (40,25) bed. »Der Gewundene«; nach der Beschreibung ein großer Meeressaurier.
  3. (41,25) w. Auf dem Staub.
  4. (42,6) Andere Übersetzung: Darum verabscheue / verwerfe ich [mich]; Schlachter übersetzte: darum widerrufe ich …
  5. (42,8) od. annehmen ; w. nur sein Angesicht werde ich erheben; ebenso V. 9: und der Herr erhob das Angesicht Hiobs.
  6. (42,11) Eine Gewichts- oder Münzeinheit (vgl. 1Mo 33,19).